Wie wird durch sauberes Trinkwasser das Klima geschützt?
11. Oktober 2018Vier große Töpfe Flusswasser kocht Molly Adhiambo jede Woche für ihre Familie ab. Die Ärzte sagen, das müsse sie, weil sie Typhus, Cholera und die anderen üblichen Krankheiten vom Wasser bekommen. Heute hat sie dafür wieder einmal 20 Kilo Feuerholz aus dem Wald geholt – illegal. Hier in Westkenia, Mollys Heimat, haben über 90 Prozent der Bevölkerung kein sauberes Trinkwasser. Viele können sich nicht einmal das Abkochen leisten, denn auch für das illegale Holz müssen hin und wieder die Ranger im Wald bestochen werden. Fast um die Hälfte sind die Waldflächen in Kenia in den letzten Jahrzehnten zurückgegangen.
So wie Molly geht es vielen: Trinkwasser ist ein Menschenrecht, aber drei von zehn Menschen auf der Welt haben keinen Zugang zu sicherem Wasser.
Bei ClimatePartner haben wir aktuell fünf Klimaschutzprojekte im Portfolio, die gezielt für Trinkwasser in den ärmsten Regionen der Welt sorgen: in Kenia, Indien, Kambodscha, Uganda und Madagaskar. Alle fünf sind mit dem Gold Standard zertifiziert, dem höchsten Standard für Klimaschutzprojekte. Es leuchtet sofort ein, welche Bedeutung solche Projekte in Ländern wie Indien, in Südostasien oder in Afrika südlich der Sahara haben. Sicheres Trinkwasser für alle, so lautet auch das sechste der Ziele für Nachhaltige Entwicklung der Vereinten Nationen. Aber was haben solche Trinkwasserprojekte mit dem Klimaschutz zu tun?
CO2-Einsparung mit Trinkwasserprojekten
Nach Quellen der Vereinten Nationen haben über 2 Milliarden Menschen auf der Welt keinen Zugang zu sicherem Trinkwasser. Sie schöpfen Wasser schlicht aus Flüssen oder Seen oder graben flache Wasserlöcher. Auf diese Weise gewonnenes Wasser ist oft mit gefährlichen Keimen oder Bakterien belastet. Viele Familien haben wie Molly Adhiambo keine andere Möglichkeit, als das Wasser mit einfachsten Mitteln auf offenem Feuer abzukochen, um es zu trinken. Dadurch entstehen CO2-Emissionen, und je nach Region werden immer größere Flächen entwaldet.
Trinkwasserprojekte sorgen für sicheres Trinkwasser, indem sie etwa Wasser filtern oder chemisch aufbereiten oder Grundwasser über geeignete Brunnen zugänglich machen. Da das Wasser nicht mehr abgekocht werden muss, entfallen die CO2-Emissionen aus der Verbrennung von Feuerholz. Außerdem können sich die Wälder erholen und binden wiederum CO2.
So zum Beispiel hat die Familie der 15-jährigen Sarah Eshilavo – aus Westkenia wie Molly – bereits einen Wasserfilter bekommen. Sarah muss nichts mehr abkochen und braucht zumindest für das Trinkwasser kein Feuerholz mehr. 200 Shilling spart Sarahs Familie somit jede Woche, das entspricht vier Tageslöhnen. Mehr zur Geschichte von Molly und Sarah erfahren Sie in einem Film der Deutschen Welle.
Wie viel können Trinkwasserprojekte überhaupt beeinflussen?
220.000 Tonnen CO2 – diese Menge Emissionen verhindern allein die fünf oben genannten Trinkwasserprojekte, und das jedes Jahr. Aber wie viel ist das im Gesamtverhältnis?
Schätzungsweise 600 Millionen Menschen auf der Welt kochen täglich ihr Trinkwasser ab (Quelle: NCBI) und verwenden dafür Feuerholz. Angenommen, jeder von ihnen braucht zwei Liter am Tag, dann entstehen etwa 160 Millionen Tonnen CO2 pro Jahr. Das ist genauso viel wie der gesamte Verkehr in Deutschland ausstößt (160 Millionen Tonnen, Quelle: RWI) und etwas weniger als die gesamten CO2-Emissionen, die der deutsche Braunkohlestrom verursacht (175 Millionen Tonnen, Quelle: RWI). Wären diese 600 Millionen mit sicherem Trinkwasser versorgt, ließe sich dementsprechend viel CO2 vermeiden.
Klimaschutzprojekte mit sauberem Trinkwasser haben daher einen direkten Einfluss auf den Treibhauseffekt, indem sie die Gesamtmenge der CO2-Emissionen verringern. Diese Zahlen zeigen aber auch: es muss noch viel mehr solcher Projekte geben.
5 weitere Effekte von Trinkwasserprojekten
Trinkwasserprojekte haben aber darüber hinaus viele weitere positive Effekte, denn neben dem Klimaschutz verbessert sicheres Trinkwasser den Alltag der Bevölkerung im Umfeld der Projekte ganz entscheidend.
1. Gesundheit
Immer noch sterben jeden Tag 1.000 Kinder auf der Welt an Krankheiten, die sie über das Trinkwasser bekommen. Das sind zum Beispiel Cholera und Typhus. Diese Todesfälle wären vermeidbar, in Ländern wie Deutschland oder der industrialisierten Welt sind sie undenkbar.
2. Zeitersparnis für Frauen und Kinder
Fast immer sind, wie in den Familien von Molly Adhiambo und Sarah Eshilavo, die Frauen und Mädchen dafür zuständig, Wasser zu holen und Feuerholz zu beschaffen. In manchen Regionen der Welt verbringen sie viele Stunden am Tag damit.
3. Bildung und Arbeit
Entfällt das Wasserholen und Abkochen, haben die Kinder mehr Zeit, zur Schule zu gehen und die Frauen, zu arbeiten und eigenständig Geld zu verdienen.
4. Armut
Die Frauen verbessern ihre Situation unmittelbar, wenn sie Geld verdienen – sie werden unabhängiger und stellen auch ihre Familien insgesamt besser. Kinder, die zur Schule gehen, haben grundsätzlich die Möglichkeit weiterer Ausbildung und besserer Lebensumstände in der Zukunft.
5. Ernährung
Kinder, die sauberes Wasser zu trinken bekommen, sind insgesamt weniger krank und nehmen nachweislich die Nährstoffe aus der Nahrung besser auf. So wird auch Mangelernährung gemildert.
Mehr als Klimaschutz
All das zeigt: Trinkwasserprojekte sind wichtig, weil sie das Klima schützen. Und darüber hinaus schaffen sie in den ärmsten Regionen der Welt zumindest in Ansätzen Alltagsbedingungen, die bei uns ganz selbstverständlich sind.
Indem große Marken wie lavera oder Ovomaltine für ihre klimaneutralen Verpackungen Trinkwasserprojekte unterstützen, ermöglichen sie es auch den Verbrauchern, sich daran zu beteiligen. Wer klimaneutrale Produkte kauft oder auf klimaneutrale Verpackungen achtet, hilft, die Welt ein kleines Stück zu verbessern.
Quellen
UN, Zugang zu Trinkwasser: https://www.un.org/sustainabledevelopment/water-and-sanitation/
NCBI, Menschen, die Trinkwasser abkochen müssen: https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pmc/articles/PMC2813171/
Titelbild: Unser Trinkwasserprojekt in Uganda