
„Klimaneutralität” ist ein etablierter Begriff in der Klimaschutzkommunikation. Er beschreibt das Ziel, sämtliche Treibhausgasemissionen eines Unternehmens, eines Produkts oder einer Dienstleistung vollständig zu erfassen, sie so weit wie möglich zu reduzieren und die verbleibenden Emissionen durch die Unterstützung von Klimaschutzprojekten auszugleichen. Obwohl dieser Prozess nach wie vor wirkungsvoll ist, wird die Bezeichnung „klimaneutral” heute zunehmend kritisch hinterfragt.
Definition von „klimaneutral“
Klimaneutralität ist ein bilanzierter Zustand. Das heißt, die Emissionen wurden über die gesamte Wertschöpfungskette hinweg berechnet und reduziert. Unvermeidbare Emissionen werden dann durch die Unterstützung zertifizierter Klimaschutzprojekte ausgeglichen, etwa durch Aufforstung oder Investitionen in erneuerbare Energien.
Standards zur Klimaneutralität: PAS 2060 und ISO 14068
Es gibt zwei Standards, die die Anforderungen an die CO2-Bilanzierung, die Reduzierung von Emissionen, die CO2-Kompensation und die transparente Kommunikation in Bezug auf Klimaneutralität definieren.
Bereits im Jahr 2010 veröffentlichte die British Standards Institution (BSI) die PAS 2060. Dieser Standard gilt als der erste international anerkannte Standard für Klimaneutralität. PAS 2060 beschreibt vier Schritte: die Erstellung einer CO2-Bilanz, die Entwicklung eines Reduktionsplans, die Kompensation verbleibender Emissionen und die Veröffentlichung eines Qualifying Explanatory Statements (QES), in dem alle Maßnahmen transparent dokumentiert sind.
Im November 2023 wurde die ISO 14068-1, die globale ISO-Norm für Klimaneutralität, veröffentlicht. Sie basiert auf den Prinzipien von PAS 2060, legt jedoch mehr Gewicht auf Emissionsvermeidung vor Kompensation und stellt klare Anforderungen an Transparenz. Ab 2025 wird PAS 2060 offiziell zurückgezogen und durch ISO 14068-1 ersetzt.
Auch bei der Auswahl von Klimaschutzprojekten gelten hohe Anforderungen: Standards wie der UNFCCC Gold Standard oder der Verified Carbon Standard (VCS) stellen sicher, dass Emissionsreduktionen messbar, zusätzlich und dauerhaft sind.
Klimaneutral bedeutet also nicht, dass keine Emissionen entstehen, sondern dass diese durch einen überprüfbaren Prozess auf null bilanziert werden.
Was ist der Unterschied zwischen Klimaneutralität und Net Zero?
Die Begriffe Klimaneutralität und Net Zero werden oft verwechselt. Aber sie bedeuten nicht dasselbe. Während Klimaneutralität auch kurzfristige Kompensationen miteinschließt, ist Net Zero ein wissenschaftsbasiertes langfristiges Ziel, bei dem der Fokus klar auf Reduktion liegt. So müssen mindestens 90 bis 95 Prozent der Emissionen müssen dauerhaft vermieden werden. Nur ein kleiner Rest darf durch CO2-Abscheidung oder natürliche Senken neutralisiert werden.
Net Zero folgt den Vorgaben der Science Based Targets Initiative (SBTi), und erfordert eine grundlegende Transformation. Klimaneutralität kann ein Zwischenschritt in diese Richtung sein, ersetzt jedoch nicht die Notwendigkeit einer strukturellen Dekarbonisierung.
Klimaneutralität in der Kritik
Die Bezeichnung „klimaneutral“ wurde lange genutzt, um unternehmerisches Engagement im Klimaschutz zu kommunizieren – auch bei ClimatePartner. Sie beschreibt einen nach wie vor sinnvolle Prozess, der vielen Unternehmen dabei geholfen hat, strukturierte Klimaschutzmaßnahmen zu entwickeln und umzusetzen.
Heute wird der Begriff jedoch vor allem kritisch hinterfragt, vor allem dann, wenn Klimaneutralität ohne langfristige Reduktionsstrategie oder mit intransparenten Kompensationsmaßnahmen kommuniziert wird. Die Bezeichnung wirkt missverständlich, wenn sie suggeriert, dass keine Emissionen mehr verursacht werden. Für Unsicherheit sorgen auch unklare Systemgrenzen oder fehlende Informationen zur Methodik.
Auf diese Herausforderungen hat die EU mit der geplanten EU Green Claims Directive sowie der Empowering Consumers Directive reagiert. Umweltversprechen wie „klimaneutral“ dürfen künftig nur noch verwendet werden, wenn sie nachvollziehbar belegt und transparent dokumentiert sind. Die konkreten Anforderungen werden aktuell noch ausgearbeitet.
Vor diesem Hintergrund ist eine klare und transparente Kommunikation wichtig. Sie setzt auf eine glaubwürdige CO₂-Bilanzierung, die Reduktion von Emissionen und zertifizierte Klimaschutzprojekte.
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