Ausblick 2024: Es ist Zeit für ambitionierteren Klimaschutz von Unternehmen

Ausblick 2024: Es ist Zeit für ambitionierteren Klimaschutz von Unternehmen

7. Februar 2024

Im Jahr 2023 wurden wichtige Initiativen für den Klimaschutz vorgeschlagen oder beschlossen. Dazu gehören die Corporate Sustainability Reporting Directive (CSRD), die Green Claims Directive, der Carbon Border Adjustment Mechanism (CBAM) und viele mehr. Neue Richtlinien machen Klimaschutz in vielen Unternehmen nun verpflichtend. Das ist notwendig, aber nicht ausreichend, um die Ziele des Pariser Abkommens zu erreichen. Dafür brauchen wir noch ambitioniertere Ziele und Maßnahmen, wie die Globale Bestandsaufnahme der UNFCC gezeigt hat. 

Neben den verpflichtenden Anforderungen können Unternehmen auch im freiwilligen Klimaschutz noch aktiver werden und dabei sogar Vorbild für die Politik sein. Dass zum Beispiel Regierungen vom Voluntary Carbon Market (VCM) lernen können, hat uns die COP28 gezeigt. Unternehmen können bereits jetzt auf erneuerbare Energie umsteigen, Lieferanten in die Emissionsreduktion einbeziehen und Klimaschutzprojekte finanzieren, auch über die tatsächliche Höhe ihrer produzierten Emissionen hinaus. 

Welche Themen im Klimaschutz besonders wichtig für Unternehmen sind, haben wir in diesem Artikel zusammengefasst. 

1. Seien Sie auf die CSRD und weitere Regularien vorbereitet. 

In 2024 werden Regularien Unternehmen zu mehr Klimaschutz verpflichten. Mehr Unternehmen werden aufgefordert, Verantwortung für die Auswirkungen ihrer gesamten Wertschöpfungskette zu übernehmen. Regularien werden die Art und Weise verändern, wie Unternehmen ihre Nachhaltigkeitsaktivitäten planen, managen und kommunizieren und wie sie mit ihren Stakeholdern interagieren. 

Mit der CSRD und dem Vorschlag der Green-Claims-Richtlinie wird die EU die Nachhaltigkeitskommunikation von Unternehmen transparent machen. Die Europäische Lieferkettenrichtlinie (Corporate Sustainability Due Diligence Directive, CSDDD) soll die Sorgfaltspflichten von Unternehmen in Bezug auf ihre Auswirkungen auf Umwelt und Menschenrechte entlang der gesamten Wertschöpfungskette regeln. Darüber hinaus befasst sie sich mit Treibhausgasemissionen, die in importierten Rohstoffen und Produkten enthalten sind, und drängt die Unternehmen dazu, die Emissionen in der vorgelagerten Wertschöpfungskette zu erfassen. 

Es lohnt sich für Unternehmen, in 2024 auf dem neuesten Stand zu aktuellen und zukünftigen regulatorischen Standards im Klimaschutz zu bleiben. Die EU legt bei der Berichterstattung großen Wert auf Transparenz und Vergleichbarkeit von Nachhaltigkeitsinformationen über Unternehmen, Wertschöpfungsketten und Produkte hinweg. Erweitern Sie dafür Ihr internes Fachwissen oder holen Sie sich Unterstützung von externen Expert:innen.   

2. Erweitern Sie Ihre Klimaschutzambitionen über die eigene Wertschöpfungskette hinaus. 

Die Science-Based Targets Initiative (SBTi) unterstützt Unternehmen dabei, sich ambitionierte Ziele im Klimaschutz zu setzen. Nicht alle Emissionen können gänzlich reduziert werden. Daher empfiehlt die SBTi die Finanzierung von Klimaschutzprojekten über die eigene Wertschöpfungskette hinaus (Beyond Value Chain Mitigation, BVCM). Das bedeutet, dass Unternehmen über ihre unmittelbare Geschäftstätigkeit hinaus finanzielle Mittel zur Reduktion restlicher Emissionen einsetzen.  

Neben der etablierten Praxis, Beiträge mit dem CO2-Fußabdruck von Unternehmen gleichzusetzen, sollen zusätzlich monetäre Beitragsbudgets an interne CO2-Preise sowie an einen festen Prozentsatz der Gewinne/Einnahmen für Klimaschutzprojekte gebunden werden können. 

Das ermöglicht Unternehmen, Klimaschutzmaßnahmen individuell an ihr finanzielles und operatives Geschäft anzupassen.  

3. Schaffen Sie Transparenz. 

Mit steigender Nachfrage von Verbraucher:innen nach Informationen über die Nachhaltigkeitsaktivitäten von Unternehmen und bevorstehenden Berichterstattungsanforderungen wie die der CSRD, wird die Kommunikation von Klimaschutzmaßnahmen für immer mehr Unternehmen unerlässlich.  

Dabei ist es für Unternehmen besonders wichtig, transparent zu sein. Vage und irreführende "grüne Claims" wie "umweltfreundlich" oder "nachhaltig" führen häufig zu Greenwashing-Vorwürfen. Denn für Verbraucher:innen ist nicht immer klar, ob hinter solchen Aussagen echte Klimaschutzmaßnahmen stehen oder ob damit lediglich Kaufentscheidungen beeinflusst werden sollen. Um diese umweltbezogenen Aussagen zu regulieren und Verbraucher:innen und Unternehmen vor Greenwashing zu schützen, hat die Europäische Kommission im vergangenen Jahr einen Vorschlag für die sogenannte Green Claims Directive verabschiedet. Sobald die Richtlinie in Kraft tritt, werden fast alle Unternehmen ihre freiwillige B2C-Klimaschutzkommunikation auf die Anforderungen überprüfen und anpassen müssen. 

Auch wenn die EU Green Claims Directive noch nicht verpflichtend ist, sollten Unternehmen schon jetzt so transparent wie möglich über ihre Klimaschutzmaßnahmen berichten. Sich auf Fakten zu beziehen, unangenehme Wahrheiten anzusprechen und Werbeaussagen von Klimaschutzkommunikation zu trennen, ist bereits heute wichtig, um Greenwashing-Vorwürfe zu vermeiden. 

Transparenz wird in diesem Jahr auch ein großes Thema für den Voluntary Carbon Market (VCM) sein. Auf der COP28 wurden weitere Fortschritte zur Verbesserung seiner Integrität erzielt. Dazu gehört der Zusammenschluss verschiedener wichtiger Stakeholder des Marktes, darunter The Integrity Counsel for the Voluntary Carbon Market (ICVCM), das Greenhouse Gas (GHG) Protocol, die Science Based Targets Initiative (SBTi) und die Voluntary Carbon Markets Integrity Initiative (VCMI). Sie werden ein einheitliches Rahmenwerk für den VCM entlang der gesamten Wertschöpfungskette und darüber hinaus schaffen, von der Berechnung der Emissionen über das Setzen von Reduktionszielen und deren Umsetzung bis hin zur Finanzierung von Klimaschutzprojekten. 

4. Involvieren Sie Ihre Lieferanten.  

Die Dekarbonisierung der Lieferkette ist eine große Herausforderung für Unternehmen, aber auch ein entscheidender Schritt auf dem Weg zu Net Zero.    

Im Durchschnitt sind die Emissionen in der Lieferkette 11,4-mal höher als die innerbetrieblichen Emissionen. Neue EU-Richtlinien und -Standards wie die CSRD und die European Sustainability Reporting Standards (ESRS) berücksichtigen die Auswirkungen, Risiken und Chancen von Scope-3-Emissionen. Sie fordern daher eine Bewertung und Berichterstattung über die vor- und nachgelagerten Emissionen in der Wertschöpfungskette eines Unternehmens. Scope-3-Emissionen zu bewerten und zu reduzieren, ist daher eine wichtige Aufgabe für Unternehmen.    

Aufgrund komplexer und internationaler Lieferketten stellt das jedoch oft eine große Herausforderung für Unternehmen dar. Es fehlt an Best-Practice-Anleitungen für den Umgang mit Scope-3-Emissionen und deren Reduktion.     

Die Einbindung der Lieferkette ist daher wichtig, um den Scope-3-Fußabdruck zu verstehen und zu reduzieren. Unternehmen sollten sich in diesem Jahr damit auseinandersetzen, mit welcher Software die Einbindung ihrer Lieferanten und die Datensammlung gelingt.  

5. Berücksichtigen Sie den Leitfaden für “Land Sector and Removals” des GHG Protocol 

Das GHG Protocol steht kurz vor der Veröffentlichung der "Land Sector and Removals Guidance". Dieser neue Standard ist ein bedeutender Fortschritt bei der Quantifizierung und Berichterstattung von CO2-Emissionen, die durch Landnutzung (z.B. durch Viehzucht oder Ackerbau), Landnutzungsänderung (z.B. Entwaldung) und Verbrauch und Produktion von biogenen Produkten (z.B. Möbel) entstehen, sowie deren Bindung. Der Leitfaden richtet sich an Unternehmen, die in diesen Bereichen agieren, in allen Geschäftsbereichen und Wertschöpfungsketten, insbesondere in Branchen wie Nahrungsmittel und Getränke, Druck, Papier und Verpackung, die bereit sind, ihre Klimaschutzberichterstattung neu zu gestalten.  

Nach Beratungen mit Stakeholdern und Pilottests soll das endgültige Dokument bis Ende des zweiten Quartals 2024 veröffentlicht werden. Der Leitfaden sensibilisiert nicht nur für die Verschärfung der Klimakrise durch landbezogene Aktivitäten, sondern schafft auch eine weitere Vereinheitlichung in der Berichterstattung, da er die Basisdaten für die Festlegung von Net-Zero-Zielen im Einklang mit der SBTi liefert.  

Unternehmen, die diesen Leitfaden anwenden, werden ein besseres Verständnis ihrer Klimaschutzauswirkungen erlangen, Emissions-Hotspots identifizieren und Bereiche mit Handlungsbedarf aufzeigen. 

Wir brauchen Unternehmen, die Verantwortung für den Klimaschutz übernehmen 

Unternehmen haben einen großen Hebel für die weltweite Emissionsreduktion. Sich dessen bewusst zu sein, ist der erste wichtige Schritt. Mit den Hilfestellungen von Regierungen und Organisationen können sich Unternehmen ambitionierte Klimaschutzziele setzen und diese konsequent umsetzen. Zu viel Engagement im Klimaschutz gibt es nicht. 

Wir unterstützen Sie dabei, Klimaschutz in Ihrem Unternehmen voranzutreiben. Kontaktieren Sie uns. 

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