Feste und ihr Fußabdruck
1. Juli 2025
Klimaschutzmaßnahmen bei Großevents wie dem Bundespresseball
Events und Feste sind meist wunderbar und die Anwesenden sollen und dürfen den Tag oder Abend genießen, ohne sich großartig Gedanken zu machen. Damit unbeschwert gefeiert werden kann, machen sich einige Organisatoren im Vorfeld jedoch viele Gedanken. Beispielsweise, welche Auswirkungen die Veranstaltung auf die Umwelt hat.
Ein großes Event, welches erst wenige Wochen zurückliegt, ist der Bundespresseball. Das erste Mal fand dieser bereits 1951 statt. Zur damaligen Zeit waren die Fragen nach den Umweltauswirkungen des Balls sicherlich nicht relevant. Doch heutzutage ist das anders. Die Veranstalter des Bundespresseballs arbeiten bereits seit 2019 mit dem Beratungsunternehmen ClimatePartner zusammen, um die Emissionen der Veranstaltung bilanzieren zu lassen und zertifizierte Klimaschutzprojekte finanziell zu unterstützen. Der Bundespresseball wird alljährlich von der Bundespressekonferenz e. V. im Hotel Adlon Kempinski in Berlin veranstaltet.
Das Klimaschutzengagement des Bundespresseballs
Was tun die Veranstalter, um Verantwortung für die anfallenden Emissionen zu übernehmen? Im Jahr 2019 galt das Event als klimaneutral – ein Begriff, von dem sich ClimatePartner mittlerweile verabschiedet hat. Das Engagement der Veranstalter war bereits damals bemerkenswert. Für die Berechnung der Emissionen wurden neben der Anreise der Besucher:innen auch die Anlieferung von Möbeln, Getränken und Speisen sowie der Energieverbrauch des Hotels Adlon Kempinski während der Veranstaltung berücksichtigt. Selbst der rote Teppich des Abends war eigentlich „grün“. Er bestand aus recyceltem Plastik und alten Fischernetzen, die aus dem Meer gefischt wurden. Im Anschluss an den Abend konnte der Teppich wiederum recycelt werden. Auch die Einlassbändchen der Gäste waren nachhaltig und bestanden aus recycelten PET-Flaschen. Abgerundet wurde das Konzept des Abends durch den Einsatz von Glastrinkhalmen. So konnten allein an diesem Abend rund 20.000 Einwegtrinkhalme aus Plastik eingespart werden. Verköstigt wurden die Ballgäste mit regionalen Lebensmitteln. In Höhe von 316.800 kg CO2-Emissionen haben die Veranstalter zertifizierte Klimaschutzprojekte finanziert.
Und 2025? Bis heute konnten die Emissionen jedes Jahr kontinuierlich reduziert werden. Die diesjährige Ballnacht fand unter dem Motto „Für die Demokratie. Pressefreiheit stärken.“ am 04. April in Berlin statt. Über die Veranstaltung und sein Engagement sagt Geschäftsführer der Bundespresseball GmbH Tim Szent-Iványi „Eine Veranstaltung wie der Bundespresseball, der sich für Pressefreiheit und Demokratie einsetzt, muss auch in der praktischen Umsetzung des Events Verantwortung zeigen. Demokratische Werte wie Transparenz und Gerechtigkeit enden nicht bei der inhaltlichen Ausrichtung. Sie zeigen sich auch im respektvollen Umgang mit unserer Umwelt. Eine nachhaltige Konzeption und ein Klimabeitrag für alle nicht vermeidbaren CO2-Emissionen unterstreichen die Glaubwürdigkeit des Bundespresseballs und setzen ein klares Zeichen für nachhaltige Verantwortung.“
Anreise für 8kg Rindfleisch
Bei High-Class-Events ist engagierter Klimaschutz immer noch selten. Die Veranstalter des Bundespresseballs versuchen jedoch, über das übliche Maß an Engagement hinauszugehen. Beispielsweise, indem nicht nur das Event an sich, sondern auch die Anwesenden in die Berechnung der CO2-Emissionen einbezogen werden. Hierzu wird man während der Anmeldung nach seiner Anreise gefragt. Erfolgt diese per Flugzeug, mit der Bahn oder mit dem Auto? Elektrisch, per Motorrad oder doch zu Fuß? Die Auswahlmöglichkeiten sind vielfältig.
Hier Anmeldemasken des 70. Bundespresseballs aus dem Jahr 2023:
Das Spannende: Am Ende des Anmeldeprozesses werden die Emissionen in Relation gesetzt. Denn wer kann sich unter 98 kg CO2 schon etwas vorstellen. Durch den Vergleich werden die Emissionen plötzlich sichtbar: 98 kg CO2 entsprechen beispielsweise 105 Waschgängen einer Waschmaschine bei 60 Grad, der Herstellung von 8kg Rindfleisch oder der Produktion von 6 Paar Laufschuhen.
Wer den Regler in der Anmeldemaske noch verschieben möchte, erhält weitere Vergleiche. Möglich ist das Ganze dank Emissionsfaktoren, die im Anmeldetool hinterlegt sind.
Um zu forcieren, dass Gäste umweltfreundlich mit der Bahn anreisen, gibt es in Kooperation mit der Deutschen Bahn ein exklusives Angebot für innerdeutsche An- und Abreise. Mit der Bahn von München nach Berlin anzureisen entspricht ca. 78 kg CO2.
Printprodukte auf dem Bundespresseball
Um auch die Herstellung aller Printprodukte des Balls nachhaltig zu gestalten, arbeitet die Bundespresseball GmbH bereits seit zehn Jahren mit Gmund Papier zusammen. Sei es für die gedruckten Einladungen, das Magazin oder auch die Getränkekarten - Die Papierfabrik aus Gmund am Tegernsee entwickelt seit 1829 ökologische und innovative Papiere mit herausragender Ästhetik und natürlicher Haptik. Die gesamte Produktion ist auf Energieeffizienz, Umweltschutz und Ressourcenschonung ausgerichtet. Dafür investiert Gmund Papier in die Zukunft. Durch eine moderne Ozonreinigungsanlage wird das Produktionswasser bis zu acht Mal wiederverwendet. 75 Prozent der benötigten Energie erzeugt das Unternehmen selbst, durch Wasserkraft und Kraft-Wärme-Kopplung. Das schont nicht nur Ressourcen, sondern reduziert auch Emissionen. Zudem setzt Gmund auf recycelte Rohstoffe oder schnellwachsende Fasern. Das Ziel: eine stetige Verbesserung aller Produktionsschritte. Dabei erhält Gmund Unterstützung von ClimatePartner. Beide Unternehmen arbeiten im Bereich Klimaschutz zusammen, um die Printprodukte von Gmund möglichst umweltschonend herzustellen.
Von Möbeln bis hin zu Schnittblumen – hier wird es nachhaltig
Um umfassende Maßnahmen in möglichst vielen Bereichen der Ballorganisation umzusetzen, reichen die Nachhaltigkeitsbemühungen des Bundespresseballs weit. Seit 20 Jahren wird in diesem Bereich mit dem Partner KALUZA & SCHMID GmbH zusammengearbeitet. Das Unternehmen vermietet unter anderem Mobiliar. Dieses ist qualitativ hochwertig und zeitlos, so dass es langlebig einsetzbar ist. Eine eigene Restaurateurin kümmert sich bei Bedarf um die Aufbereitung der Möbel. Wenn eigens etwas gebaut wird, dann so, dass der Kunde es im Anschluss behalten kann. Zudem werden Materialien wiederverwendet und Verschnitte regelmäßig zur Weiterverarbeitung gespendet. Die Schnittblumen der Dekoration für den Bundespresseball 2026 werden nach der Veranstaltung zu nahrhaftem Dünger verarbeitet, häufig wird auch auf Trockenblumen zurückgegriffen, zum Teil aus eigener Trocknung. Da an einem festlichen Ballabend nicht auf Kerzenlicht verzichtet werden sollte, sind die Veranstalter fast vollständig auf LED-Kerzen umgestiegen.
Unterstützung durch Expert:innen
Bei Großevents auch noch Klimaschutzmaßnahmen mitzudenken, ist allein kaum zu realisieren. Dafür stehen die Expert:innen von ClimatePartner bereit. Im besten Fall gibt es bereits frühzeitig ein Kick-Off mit der Eventplanung, um sämtliche Dienstleister und Lieferanten von Beginn an mit ins Boot zu holen. Dies ist wichtig, um transparent zu klären, welche Informationen vor, während und nach dem Event einzuholen sind. So kann beispielsweise die Menge der verzehrten Speise dokumentiert werden oder direkt die Anreise der Künstler:innen mit eingeplant werden. Verpasst man diese Chance, ist es im Nachgang häufig schwer, die benötigten Daten noch zu beschaffen.
Um notwendige Daten einzupflegen, stellt ClimatePartner ein Tool zur Verfügung. Auch gibt es Templates für Dienstleister, um die Datenerfassung möglichst einfach zu gestalten. Je kleinteiliger Daten erfasst werden, desto granularer und eindeutiger lassen sich im Nachgang Reduktionspotenziale ableiten. Beim Bundespresseball wird beispielsweise nicht mit Durchschnittswerten von Mahlzeiten gearbeitet, sondern mit einzelnen Lebensmitteln. So kann datenbasiert über eine Veränderung des Speisenangebots (Fokus auf vegetarische und vegane Alternativen) nachgedacht werden.
Um dies zu realisieren, arbeitet ein Team bei ClimatePartner eng mit dem Bundespresseball zusammen. Susanne Schuhmann, Senior Sustainability Consultant bei ClimatePartner über die Kooperation: "Der Bundespresseball steht für demokratische Werte und Pressefreiheit – und es ist großartig zu sehen, dass dabei auch der Klimaschutz nicht zu kurz kommt. Für mich persönlich ist es wichtig, dass wir Verantwortung für unseren Planeten übernehmen aber eben auch zeigen, dass Feiern und Nachhaltigkeit zusammenpassen können."
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