Der Weg zu Net Zero
Wenn es um Zielsetzungen im Klimaschutz geht, ist immer öfter von Net Zero (oder „Netto Null“) die Rede. Sowohl Länder als auch Unternehmen versprechen dabei, sich am "Wettlauf hin zu Netto-Null-Emissionen" zu beteiligen. Aber was bedeutet das konkret?

- Was bedeutet Net Zero?
- Warum ist Net Zero wichtig?
- Senkung der Emissionen
- Negative Emissionen in Angriff nehmen
- Nachhaltige Entwicklung für den Planeten
- Aufbau einer Netto-Null-Wirtschaft
- Wer trägt die Verantwortung für Net Zero?
- Net-Zero-Ziele umsetzen
- Was kann Ihr Unternehmen tun?
- Video: Was ist Net Zero?
- Weitere Information
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Was bedeutet Net Zero?
Wenn es um Zielsetzungen im Klimaschutz geht, ist immer öfter von Net Zero (oder „Netto Null“) die Rede. Sowohl Länder als auch Unternehmen versprechen dabei, sich am "Wettlauf hin zu Netto-Null-Emissionen" zu beteiligen. Aber was bedeutet das konkret?
Zunächst müssen wir mit den wissenschaftlichen Grundlagen beginnen: Die Art und Weise, wie sich Kohlendioxid (CO2) auf der Erde bewegt, ist als Kohlenstoffzyklus, oder auch Kohlenstoffkreislauf bekannt. Er besteht aus Quellen, die CO2 emittieren (z.B. industrielle Tätigkeiten), und Kohlenstoffsenken, die mehr CO2 aufnehmen als sie abgeben (z.B. Pflanzen, das Meer und der Boden).
Dieses System hat sich ursprünglich auf natürliche Weise ausgeglichen, der Eingriff des Menschen bringt diesen Kreislauf jedoch ins Wanken.
Unsere Aktivitäten haben ein Ungleichgewicht zwischen der Menge an Treibhausgasen (THG), die in die Atmosphäre freigesetzt werden, und der Menge an CO2, das von unseren natürlichen Senken absorbiert werden kann, geschaffen.
Dies hat zu einer Netto-Akkumulation von Treibhausgasen in der Atmosphäre geführt, die unseren Planeten erwärmt und so den - vom Menschen verursachten - Klimawandel weiter vorantreibt.
Um die Erderwärmung zu begrenzen, müssen wir ein Gleichgewicht zwischen den vom Menschen verursachten Treibhausgasen und der Einsparung von Emissionen erreichen. Ein Zustand, der als Net Zero bezeichnet wird.
Wenn Unternehmen sich auf den Weg zu Net Zero machen wollen, sollte dies auf Basis wissenschaftlicher Ziele geschehen. Sie müssen also ihren CO2-Fußabdruck so weit wie möglich in Richtung Null reduzieren und alle verbleibenden Emissionen durch Maßnahmen zur CO2-Abscheidung kompensieren (siehe SBTi Corporate Net Zero Standard).
Warum ist Net Zero wichtig?

Wir befinden uns an einem kritischen Punkt, an dem wir das empfindliche Gleichgewicht des Kohlenstoffkreislaufs der Erde wieder herstellen müssen. .
Dies muss rechtzeitig geschehen, um die globale Erwärmung auf bestenfalls 1,5°C zu begrenzen. In einer Welt, in der Flugzeuge, günstige Waren und die Herstellung von Produkten aus fossilen Brennstoffen alltäglich sind, ist das jedoch leichter gesagt als getan.
Wir erleben, dass sowohl die Häufigkeit als auch die Schwere klimabedingter Katastrophen zunehmen. Dauerhafte Veränderungen in unserer Umwelt zeichnen sich bereits ab.
Außerdem gibt es Kippelemente - kritische Schwellen, deren Überschreiten zu großen und oft irreversiblen Veränderungen im Zustand des Systems führen. Durch diese Kipp-Punkte (Tipping-Points) werden wir zum Beispiel Zeuge des dauerhaften Abschmelzens des Grönländischen Eisschilds, das den Meeresspiegel ansteigen lässt.
Kurz gesagt: Rückkopplungseffekte und Kippelemente beschleunigen den Klimawandel, sodass uns im Wettlauf zu Netto-Null-Emissionen die Zeit davonläuft.


Diese Umweltkrise ist gleichzeitig eine humanitäre Krise. Während die ärmsten Länder am wenigsten zur Erwärmung des Klimas beigetragen haben, sind sie von den klimabedingten Folgen am stärksten betroffen. Tödliche Hitzewellen, Dürren, Stürme und Überschwemmungen treffen diese Gebiete am härtesten und machen manche Orte unbewohnbar. So erleben wir erste klimabedingte Hungersnöte, und Menschen werden durch den Klimawandel zur Flucht aus ihrer Heimat gezwungen.

Der Bericht des ‘Intergovernmental Panel on Climate Change’ (IPCC) nennt mögliche Umweltfolgen, die sich ergeben, wenn die Weltwirtschaft nicht bis zur Mitte des Jahrhunderts dekarbonisiert wird. Alle sind sich einig darüber, dass die Temperatur der Erde unter 1,5 °C bleiben muss, wenn wir die schlimmsten Auswirkungen des Klimawandels vermeiden wollen. Ohne drastische Maßnahmen zur Verringerung der Emissionen wird die globale Temperatur nach neuen Schätzungen bis zum Jahr 2100 um 2,5 °C, bis 4,5 °C ansteigen.
Senkung der Emissionen
Wir müssen also aufhören, das CO2-Gleichgewicht weiter zu belasten. Gleichzeitig wissen wir, dass Netto-Null-Emissionen unsere beste Chance für eine nachhaltige Zukunft sind. Ob es uns gefällt oder nicht, die Zukunft liegt nicht im “Weiter so wie bisher”.
Energie, Nahrungsmittelproduktion und Landnutzung, sowie Industrie, Verkehr und Gebäude sind allesamt große Emissionsquellen. Jeder dieser Bereiche muss sich ändern: Wir müssen zum Beispiel energieeffizientere Häuser bauen, nachhaltiger Landwirtschaft betreiben, effizienter mit Lebensmitteln umgehen, unsere Energieversorgung verbessern, in erneuerbare Energien investieren und den Fleischkonsum verringern.
An Ideen mangelt es nicht, wohl aber am Willen. Für den notwendigen Systemwandel müssen Regierungen neue politische Strategien entwickeln und bisherige Schritte dazu auch konsequent umsetzen. Es braucht zudem Prüfungen, welche Bereiche subventioniert und besteuert werden.
Die CO2-Emissionen müssen in den nächsten acht Jahren global fast halbiert werden, um bis 2050 das Net Zero Ziel zu erreichen. Dafür müssen sich sowohl Unternehmen und die Politik als auch Verbraucher der Herausforderung stellen.
Negative Emissionen in Angriff nehmen
Selbst wenn es uns gelingt, Emissionen zu senken, können wir es nicht dabei belassen. Die CO2-Konzentration in der Atmosphäre wird nicht auf das vorindustrielle Niveau zurückgehen. Wir müssen daher zusätzlich Emissionen in großem Umfang aus der Luft entfernen, und zwar jedes Jahr Milliarden Tonnen, um das Net Zero Ziel zu erreichen.
Man schätzt, dass alleine unsere Ozeane 40% der CO2-Emissionen absorbieren können. Die Natur leistet also einen großen Teil der Arbeit. Diese Leistung des Meerwassers als CO2-Senke wird allerdings abnehmen, je wärmer die Ozeane werden.
Um CO2 zu reduzieren, müssen wir daher bestehende Senken schützen und zusätzliche schaffen. Teil der Lösung können Maßnahmen sein, die die Zerstörung von Ökosystemen wie Küsten, Sümpfe, und Feuchtgebiete oder das Abholzen von Wäldern verhindern.

Zusätzlich müssen wir vorhandene Kohlenstoffsenken vergrößern, indem wir Wälder wieder aufbauen, die natürliche Speicherung von CO2 im Boden durch nachhaltigere Anbaumethoden verbessern und mehr Korallenriffe anlegen.
Neben natürlichen Lösungen gibt es auch Methoden, die auf Technologien setzen. Viele Unternehmen arbeiten daran, CO2 aus der Luft zu filtern und dauerhaft unterirdisch zu speichern. Das ist jedoch teuer, derzeit nur begrenzt möglich und auch nicht bei allen Treibhausgasen möglich.
Wie viel Treibhausgase entfernt werden müssen, hängt letztlich davon ab, wie viel wir vorher einsparen können.
Nachhaltige Entwicklung für den Planeten
Damit sich auch die schwachen Bevölkerungsgruppen besser an die Auswirkungen des Klimawandels anpassen können, ist es notwendig, Gleichberechtigung zu fördern. Nur in einer gerechteren Welt lässt sich der Netto-Nullpunkt im notwendigen Tempo erreichen.
Die Gleichstellung von Frauen und Männern zum Beispiel mag als Lösung für den Klimawandel nicht besonders offensichtlich erscheinen. Dennoch zeigen Forschungsergebnisse, dass Gleichstellung ein mächtiger Hebel im Klimaschutz sein kann. Die Verbesserung des Zugangs zu Bildung für Mädchen hat mehrere positive Auswirkungen: Gebildete Mädchen erzielen höhere Löhne, tragen zum Wirtschaftswachstum bei und bekommen weniger oder später Kinder, wodurch sich das Bevölkerungswachstum verlangsamt.
Ein weiteres Beispiel ist der Schutz indigener Landrechte: Indigene Gemeinschaften stehen seit langem an vorderster Front im Widerstand gegen die Abholzung von Wäldern, die Gewinnung von Mineralien, Öl und Gas sowie die Ausweitung von Monokulturen. Wenn wir sicherstellen, dass ihr Land in ihren Händen bleibt, können wir nicht nur die Zerstörung von Lebensräumen verhindern, sondern auch wertvolle Kohlenstoffsenken schützen.
Diese Beispiele zeigen: Einige Lösungen im Klimaschutz haben nichts mit Technologie zu tun, sondern eher mit der Beseitigung von Ungleichheiten, die wir kollektiv geschaffen oder vor denen wir die Augen bislang verschlossen haben.
Aufbau einer Netto-Null-Wirtschaft
Das Ausmaß und die Dringlichkeit einer Netto-Null-Wirtschaft werden in den nächsten drei Jahrzehnten eine Transformation unseres globalen Wirtschaftssystems erfordern.
Die bisherige internationale Politik ist zu langsam und unentschlossen, um eine schnelle und deutliche Reduktion von CO2-Emissionen auf den Weg zu bringen. Viele Regierungen scheinen darauf zu warten, dass zukünftige Innovationen die Lösung bringen, Technologien zur CO2-Abscheidung und –Speicherung günstiger werden und in Zukunft alle Treibhausgase und nicht nur CO2 aus der Atmosphäre filtern können. Es ist aber nicht nur ein Glücksspiel, sich auf eine Technologie zu verlassen, die sich noch nicht in großem Maßstab bewährt hat. Unternehmen mit hohen CO2-Emissionen nutzen sie zudem als Freibrief, um kurzfristig noch mehr zu verschmutzen.

Wird der Status quo beibehalten, bedeutet dies auch hohe Kosten. Regierungen müssen immer mehr Geld für die Bewältigung extremer Wetterereignisse ausgeben: Im Jahr 2020 gab es in den USA 22 separate Wetter- und Klimakatastrophen, die Kosten in Milliardenhöhe verursacht haben.
Auch in Deutschland und Europa summieren sich die Schäden aus Unwettern allein im Jahr 2021 in Milliardenhöhe.
Der Druck zur Schaffung einer grünen Wirtschaft (Green Economy), die CO2-arm, ressourceneffizient und sozial integrativ ist, wächst. Es gibt zweierlei Aussagen, welche Herausforderungen und Chancen damit verbunden sind: Einige sagen, dass ein drastischer Abbau von Arbeitsplätzen, die besonders hohe CO2-Emissionen verursachen, Auswirkungen auf den Lebensunterhalt haben wird. Andere sagen, dass wir viel mehr Arbeitsplätze in Bereichen wie der Herstellung von Elektroautos oder erneuerbarer Energie schaffen können.
In diesem Zusammenhang wird häufig die Forderung nach einem "Green New Deal" laut, der Regierungen in die Pflicht nimmt, Arbeitsplätze zu schaffen und die Wirtschaft zu fördern. Insbesondere dort, wo Arbeitsplätze von der fossilen Energiewirtschaft abhängig sind.
Wer trägt die Verantwortung für Net Zero?
Lange Zeit kam uns der Klimawandel fast abstrakt vor, doch mit jeder Überschwemmung und jedem Flächenbrand rückt er näher. In unserer Angst vor den zerstörerischen Auswirkungen stellen sich viele die Frage: Wer ist dafür verantwortlich?
Wenn wir uns die möglichen "Schuldigen" ansehen, ist es schwer, einen bestimmten Akteur zu benennen.
Während die USA und Europa pro Kopf zu den führenden Emittenten von CO2 gehören, tragen China, Indien und Brasilien als aktuell größte Emittenten erst seit kurzem dazu bei. Das mag zu einem gewissen Teil an den Waren liegen, die zwar dort produziert, jedoch vor allem in den westlichen Industrieländern konsumiert werden.
Historisch gesehen beruht ein Teil des Reichtums vieler wohlhabender Länder darauf, dass sie in der Vergangenheit CO2 ausgestoßen haben. Gleichzeitig betonen einige ärmere Länder, dass sie auch weiterhin auf fossile Energieträger angewiesen sein werden, um das Problem der Armut anzugehen. Um dies konkreter einzuordnen: Der globale Norden ist für 92 Prozent des CO2-Ausstoßes, mit dem ein sicheres Niveau für den Planeten überschritten wurde, verantwortlich – Asien, Afrika, der Nahe Osten und Lateinamerika dagegen für nur 8 Prozent.
Das Problem geht auch über Landesgrenzen hinaus: Unternehmen und Einzelpersonen haben ebenfalls einen CO2-Fußabdruck. Wer wohlhabend ist, trägt durch sein Handeln und seine Entscheidungen mehr zum Problem bei: Das wohlhabendste 1 Prozent der Weltbevölkerung emittiert mehr als die ärmsten 50 Prozent. Wenn wir die Verantwortung von Unternehmen betrachten, sind 100 Unternehmen für 71 Prozent der weltweiten Emissionen verantwortlich.
Wie können wir also dieser Verantwortung gerecht werden? Sollten die wohlhabendsten Länder die Führung bei der Dekarbonisierung übernehmen und Reparationszahlungen leisten, wenn sie mehr als ihren Anteil des CO2-Budgets verbrauchen?
Angesichts dieser Faktoren ist es verständlich, dass Diskussionen auf Veranstaltungen wie der letzten UN-Klimakonferenz in Glasgow (COP26) komplex und umstritten sind.
Net-Zero-Ziele umsetzen
Die notwendige Reduktion von CO2-Emissionen kann gar nicht schnell genug gehen. Deshalb spricht man vom Wettlauf hin zu Netto-Null Emissionen.
Dabei geben viele Länder bereits öffentliche Versprechen ab: Die USA und die EU arbeiten auf ein Net-Zero-Ziel für 2050 hin, während China sich dieses für 2060 vornimmt. Obwohl Zielsetzungen wichtig sind, um ein gemeinsames Verständnis zu erzeugen und politische Entscheidungen zu lenken, können wir es uns nicht leisten, nur Ziele zu formulieren und wenig verbindliche Maßnahmen zu unternehmen.
Es gibt viele Lösungen für den Klimawandel, die weit über das hinausgehen, was in diesem Artikel erörtert wurde. Für alle ist jedoch eine Sache grundlegend: Der Wille und die Mittel, diese Lösungen voranzutreiben.

Der Weg zu Net Zero wird sowohl eine Revolution von Technologien als auch unserer Denkweise sein. Dieser Wettlauf wird jede Regierung, jedes Wirtschaftssystem und jeden einzelnen von uns betreffen. Er wird von uns verlangen, unsere bisherigen Handlungsweisen zu überdenken und zu verändern. Egal, ob als Verbraucherinnen und Verbraucher, Unternehmerinnen und Unternehmer oder politisch Entscheidungstragende, jeder von uns kann und muss Veränderungen vorantreiben.
Was kann Ihr Unternehmen tun?
Ein Unternehmen, das sich auf den Weg zu mehr Nachhaltigkeit machen will, sollte sich von einem Experten beraten lassen, denn eine Klimaschutzstrategie muss genau und transparent entwickelt werden.
Wenn ein Unternehmen das Net-Zero-Ziel anstrebt, muss es wissenschaftlich fundierte Reduktionsziele setzen und erreichen (unter Verwendung des SBTi Corporate Net-Zero Standard) und restliche Emissionen beseitigen (einige Emissionen lassen sich weder vermeiden, noch reduzieren). Diese Reise beginnt damit, dass ein Unternehmen klimaneutral wird und restliche Emissionen bereits heute ausgleicht.
Wenn Ihr Unternehmen sich auf den Weg zu mehr Nachhaltigkeit machen möchte, klicken Sie hier, um mehr über die fünf essentiellen Schritte für die Entwicklung einer Klimaschutzstrategie zu erfahren.

Tragen Sie Ihren Teil bei und werden Sie klimaneutral mit Ihrem Unternehmen, Ihren Produkten oder Dienstleistungen. Kontaktieren Sie uns noch heute.
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Video: Was ist Net Zero?
Emilien Hoet, Head von ClimatePartner UK, erzählt, wie Ihr Unternehmen die ersten Schritte Richtung Nachhaltigkeit nehmen kann.
Weitere Information
Fünf entscheidende Schritte auf dem Weg zu Net Zero
Unternehmen aller Branchen und Größen spielen eine entscheidende Rolle bei der Bekämpfung des Klimawandels und dem Übergang zu einer Net Zero Economy. Fünf entscheidende Schritte zum Net Zero-Ziel.
Was macht eine nachhaltige Lieferkette aus?
Für viele Unternehmen besteht das Ziel darin, ihre Emissionen zu reduzieren und die verbleibenden Emissionen über alle Produktionsstufen hinweg zu kompensieren, um Net Zero zu erreichen. Auf welche Anforderungen müssen sich Unternehmen dabei einstellen?

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