Brasilien und die EU gehen gegen die Entwaldung vor. Weitere Maßnahmen sind erforderlich.

Brasilien und die EU gehen gegen die Entwaldung vor. Weitere Maßnahmen sind erforderlich.

13. Januar 2023

Als der designierte brasilianische Präsident Luiz Inácio Lula da Silva kurz nach seiner Wiederwahl auf der COP27 sprach, wurde er mit Beifall und einer spürbaren Hoffnung begrüßt.  

Nun im Amt hat sich Präsident Lula verpflichtet, den Amazonas-Regenwald, die so genannte "Lunge der Erde", zu retten. Dieser Schritt der brasilianischen Regierung zum Schutz der natürlichen Ressourcen und zum Stopp der Entwaldung des Amazonaswaldes sowie die neuen Vorschriften der EU sind sehr vielversprechend. Um die Ziele des Pariser Abkommens zu erreichen, sind jedoch weitere Maßnahmen zur Verhinderung der Entwaldung notwendig. Durch die Finanzierung von Klimaschutzprojekten auf dem freiwilligen Kohlenstoffmarkt tragen Unternehmen zum Schutz der Wälder bei und unterstützen dadurch gleichzeitig die UN-Ziele für Nachhaltige Entwicklung (Sustainable Development Goals, SDGs)

Lula will die Entwaldung Brasiliens beenden

Präsident Lula differenziert sich deutlich von der Position seines Vorgängers Jair Bolsonaro, dessen gleichgültiger Umgang mit dem Amazonasgebiet dazu führte, dass die abgeholzte Fläche während seiner Amtszeit jedes Jahr zunahm. Im Zeitraum von 2019 bis 2021 ist die Entwaldung im Vergleich zu den vorangegangenen drei Jahren sogar um 52 % gestiegen. Dies ist auf die Schwächung der Umwelt- und Regulierungsbehörden, die einseitige Schließung des Lenkungsausschusses für den Amazonasfonds, die Vernachlässigung der illegalen Entwaldung und vieles mehr zurückzuführen. Infolgedessen stieß der Amazonas-Regenwald im Jahr 2021 zum ersten Mal mehr CO2 aus, als er absorbierte, d.h. er fungierte als Kohlenstoffquelle und nicht als Kohlenstoffsenke.  

Obwohl er auf den erbitterten Widerstand von Bolsonaros Anhängern stößt, will Präsident Lula Brasilien als internationalen Vorreiter im Klimaschutz positionieren. So hat er beispielsweise angeboten, die COP30 im Jahr 2025 in Brasilien auszurichten, und kürzlich die angesehene Amazonas-Aktivistin Marina Silva zur neuen Umweltministerin Brasiliens ernannt. In Anbetracht der Tatsache, dass auf der COP27 keine wesentlichen Fortschritte bei einem gemeinsamen internationalen Handelsmechanismus erzielt wurden, übernimmt Brasilien eine Führungsrolle bei Vereinbarungen zur Emissionsreduktion. Es wurde bereits eine Partnerschaft mit Indonesien und der Demokratischen Republik Kongo angekündigt, den beiden anderen Ländern mit den größten Regenwaldflächen der Welt. Gemeinsam können diese Länder die Entwaldung der Regenwälder bekämpfen, indem sie ein nachhaltiges System zur Finanzierung von Projekten zum Schutz der Regenwälder, der biologischen Vielfalt und der Menschen, die von ihnen abhängen, entwickeln. Ein Beispiel für diese Projekte sind die REDD+ Projekte.

EU geht Ursachen der Entwaldung an

Die EU kam kürzlich zu einer vorläufigen Einigung auf europäischer Ebene über ein bahnbrechendes Gesetz zur Eindämmung der Entwaldung. Zukünftig sollen Waren, die mit der Entwaldung, nicht nur innerhalb der EU, sondern auch global, in Verbindung stehen, auf dem EU-Markt verboten werden. Dazu gehören Rohstoffe, wie Palmöl, Soja, Holz, Kakao und Kaffee, deren Anbau eine starke Entwaldung des Regenwaldes verursacht hat, sowie daraus hergestellte Produkte. Unternehmen, die solche Waren importieren, müssen sicherstellen, dass ihre Produkte nicht zur Entwaldung beigetragen haben und legal sind. Dies wird enorme Auswirkungen auf Brasilien haben, da es einer der größten Lieferanten von Forstprodukten in die EU und der weltweit größte Exporteur von Sojabohnen ist.  

Es wird erwartet, dass dieses Gesetz auch erhebliche direkte Auswirkungen auf die Dekarbonisierung und die Entwaldung haben wird. Laut einer Studie der Europäischen Kommission wird dieser Gesetzesvorschlag zu einer jährlichen Verringerung der CO2-Emissionen um 31,9 Millionen Tonnen pro Jahr führen. Außerdem werden dadurch jährlich mindestens 71.920 Hektar Wald geschützt, was etwa 100.000 Fußballfeldern entspricht. Indirekt hofft die EU, mit diesem ersten Gesetz dieser Art einen Standard zu setzen, und den Markt damit nachhaltig zu beeinflussen.

Wie können wir die Entwaldung stoppen? 

Zwar werden die politischen Veränderungen in Brasilien und der EU eine nachhaltigere Produktion und den Schutz der Wälder fördern, doch reichen diese Bemühungen allein nicht aus. Um der Entwaldung Einhalt zu gebieten, müssen auch die Unternehmen eine aktive Rolle spielen. Wie unser Climate Action Awareness Report zeigt, halten 77 % der Verbraucherinnen und Verbraucher in Deutschland, Österreich und der Schweiz es für wichtig, dass Unternehmen Verantwortung für den Klimaschutz übernehmen. Dementsprechend wächst auch das Verständnis für die Verantwortung von Unternehmen, ihren CO2-Fußabdruck zu berechnen und zu reduzieren. Mit dem Portfolio an Klimaschutzprojekten, die auf internationalen Standards basieren, bietet ClimatePartner seinen Kunden eine neue Möglichkeit an, etwas zu bewirken.  

In der Tat haben ClimatePartner und seine Kunden bereits den Kampf gegen die Entwaldung aufgenommen, sowohl international als auch im eigenen Hinterhof. In Cujubim, Brasilien, werden im Rahmen des REDD+Waldschutzprojekts lokale Akteure in regenerativen Anbaumethoden und nachhaltiger Waldbewirtschaftung geschult. Das Projekt erkennt die Abhängigkeit der lokalen Bevölkerung von den natürlichen Ressourcen an und verfolgt einen wissenschaftlich fundierten Ansatz für ihre Nutzung. In Workshops und durch geschultes Beratungspersonal werden lokale Teams in diesen Techniken sowie in anderen Themen, wie Brandschutz, geschult. Auf diese Weise trägt das Cujubim-Projekt zu zahlreichen SDGs bei, und zwar:

  

  • SDG 1 (Keine Armut) - Das Projekt beschäftigt 55 Menschen vor Ort und bietet Schulungen zur Entwicklung von Fähigkeiten im Bereich der Wald- und Nichtholzbewirtschaftung an.
  • SDG 4 (Hochwertige Bildung) - Lokale Stakeholder werden durch Workshops zum Kapazitätsaufbau und zur Schulung von Mitgliedern lokaler Verbände, Erzeugern und landwirtschaftlichen Mitarbeitern gestärkt. Diese konzentrieren sich auf Themen wie Agroforstsysteme, CO2-arme Landwirtschaft, nachhaltige Waldbewirtschaftung, Umwelterziehung, Erste Hilfe und ArcGis (ein Geoinformationssystem).
  • SDG 12 (Nachhaltige/r Konsum und Produktion) - Um den kontinuierlichen Schutz der natürlichen Ressourcen zu gewährleisten, werden Erntetechniken mit minimalen Auswirkungen eingesetzt. Diese stehen im Einklang mit allen geltenden Rechtsvorschriften und den Grundsätzen der Forstzertifizierung. Auf diese Weise fördert das Projekt eine nachhaltige Ressourcenbewirtschaftung, die wirtschaftliches Wachstum, soziale Teilhabe und ökologische Nachhaltigkeit ermöglicht.
  • SDG 13 (Massnahmen zum Klimaschutz) - Das Projekt zielt darauf ab, die durch Entwaldung und Walddegradierung verursachten Treibhausgase zu reduzieren und spart jährlich rund 278.590 Tonnen CO2-Emissionen ein. Laut einer Studie aus dem Jahr 2017 können natürliche Klimalösungen ein Drittel der bis 2030 erforderlichen Klimaschutzmaßnahmen erbringen. Dieses Projekt zeigt, wie diese Lösungen durch private Investitionen umgesetzt werden können.
  • SDG 15 (Leben an Land) - Das Projekt trägt zur Erhaltung hochwertiger Wälder in einem Gebiet bei, das reich an natürlicher Schönheit und biologischer Vielfalt ist.

Forest management meeting Die ClimatePartner-Mitarbeiterin Carolina Fernandes besuchte kürzlich das Cujubim-Projekt. Nach drei Tagen verließ sie das Gelände mit einer größeren Wertschätzung für die Effekte solcher Projekte. "Der Unterschied zwischen dem Gebiet innerhalb und außerhalb des Projekts ist schockierend. Diese Realität persönlich zu sehen, hat die Bedeutung von Investitionen in Waldschutzprojekte für mich nur noch deutlicher gemacht", sagt Carolina. 

Sie hebt auch hervor, dass das Projekt neue Anreize für die lokalen Landbesitzer schafft. Anstatt den Wald zu verbrennen oder abzuholzen, wird die nachhaltige Bewirtschaftung des Waldes rentabler. So schützt das Projekt nicht nur den wertvollen Regenwald, sondern bringt auch wirtschaftliche Vorteile für die lokale Bevölkerung. "Es ist wirklich das perfekte Beispiel dafür, wie ein REDD+-Projekt funktionieren sollte", so Carolina abschließend.

Ausbildung in Brandschutz  / Biologische Vielfalt im Projektgebiet 

Die Zukunft der Wälder

Der Schutz unserer Wälder und der Stopp der Entwaldung ist eine der wichtigsten Herausforderungen bei der Erreichung der Ziele des Pariser Abkommens. Mit Lulas neuer Regierung, die sich dem Schutz des Amazonas widmet, und einem bahnbrechenden neuen EU-Gesetz sehen die Fortschritte bei der Bekämpfung der Entwaldung zunehmend vielversprechend aus. Damit diese Herausforderung jedoch wirklich bewältigt werden kann, müssen an allen Fronten Anstrengungen unternommen werden, auch von der Privatwirtschaft. Unternehmen, die sich zur Umsetzung ihrer Klimastrategie verpflichten, können eine entscheidende Rolle spielen, indem sie Klimaschutzprojekte in Ländern des globalen Südens finanzieren, die die SDGs unterstützen.  

Möchten Sie sich engagieren? Sehen Sie sich unser Portfolio an Klimaschutzprojekten an und erfahren Sie mehr über unsere Dienstleistungen. Starten Sie jetzt Ihre Reise zu mehr Klimaschutz in Ihrem Unternehmen!