Frauen im Klimaschutz: wie sie den Wandel anführen

Frauen im Klimaschutz: wie sie den Wandel anführen

7. März 2023

Der März ist der Monat der Frauengeschichte: Jedes Jahr nehmen wir den Internationalen Frauentag am 8. März zum Anlass, um den Anliegen von Frauen Aufmerksamkeit zu schenken – und den Veränderungen, die wir brauchen, damit unsere Gesellschaft gleichberechtigt wird. 

Ein Artikel von Mia Wreford, ClimatePartner

Frauen sind unverhältnismäßig stark vom Klimawandel betroffen

Beginnen wir mit einer Frage: Sind diejenigen, die am meisten vom Klimawandel betroffen sind, in die globale Umsetzung von Maßnahmen zum Klima- und Katastrophenschutz einbezogen?

Kurze Antwort: Nein. 

Lange Antwort: Absolut nicht. 

Die Auswirkungen des Klimawandels sind nicht für alle Geschlechter gleichermaßen spürbar. Frauen* und Mädchen sind aufgrund bestehender geschlechtsspezifischer und sozialer Ungleichheiten übermäßig stark vom Klimawandel betroffen. Weltweit tragen Frauen in erhöhtem Maße Verantwortung für das Sicherstellen von Nahrung, Wasser und Treibstoff, während ihnen gleichzeitig der Zugang zu Landbesitz, Finanzen und Entscheidungspositionen erschwert wird. Das veranschaulichen folgende Beispiele:

  • Obwohl mehr als 75 % der landwirtschaftlichen Betriebe in Kenia von Frauen geführt werden, wurden seit 2013 weniger als 2 % der Grundbucheinträge an Frauen vergeben.
  • 70 % der Menschen, die von weniger als einem US-Dollar pro Tag leben, sind Frauen.
  • Nur sieben der 110 Staats- und Regierungschefs auf der COP27 waren Frauen. 

Bestehende soziale Ungleichheiten sowie systemische Hindernisse erschweren Frauen die Beteiligung am Klimaschutz. Das führt dazu, dass Frauen stärker von der Klimakrise und deren Folgen betroffen sind. So ist beispielsweise die Wahrscheinlichkeit, dass Frauen und Kinder bei einer Naturkatastrophe sterben oder verletzt werden, 14-mal höher als für Männer. Frauen und Kinder haben zusätzlich in der Regel weniger Zugang zu Katastrophenhilfe sowie anschließender finanzieller oder sozialer Unterstützung.

80 % der Menschen, die durch die Folgen des Klimawandels vertrieben werden, sind Frauen. Ihre wichtigen Stimmen fehlen jedoch in der politischen Debatte. Das führt zu ungleichen und unwirksamen Maßnahmen, um sich an den Klimawandel anzupassen – mit negativen Folgen für alle.

Deshalb ist es so wichtig, dass wir die bestehenden sozialen Barrieren und die Geschlechterdynamik berücksichtigen, wenn wir Lösungen für den Klimawandel entwerfen, diskutieren und umsetzen. 

Frauen führen den Wandel an

Frauen spielen bei der Bekämpfung des Klimawandels eine entscheidende Rolle: Wenn wir die Gleichstellung der Geschlechter priorisieren, werden auch unsere Maßnahmen im Klimaschutz innovativer und weitreichender. Weltweit zeigen zahlreiche Beispiele, dass die Förderung von Frauen entscheidende Vorteile für die Umwelt und die Gesellschaft im Allgemeinen mit sich bringt:

  • Die Solar Sahelis in Indien bilden Frauen darin aus, erschwingliche Geräte für erneuerbare Energien in ländlichen Gemeinden zu verkaufen und zu warten. Die Gruppe hat bereits über 100 Millionen ländlichen Haushalten Zugang zu zuverlässigem Licht ermöglicht und 21.000 Frauen einen sicheren Arbeitsplatz verschafft. Dies verbessert nicht nur die Sicherheit, die Gesundheit der Atemwege und die Bildung der Frauen, sondern vermeidet auch Emissionen.
  • Vanessa Nakate ist eine Klimaaktivistin aus Uganda, die allein vor dem ugandischen Parlament protestierte, nachdem in ihrem Land ungewöhnlich hohe Temperaturen herrschten. Sie ermutigte andere junge Menschen, sich ihr anzuschließen, und gründete die Gruppe Youth for Future Africas sowie die Rise Up-Bewegung, die afrikanischen Jugendlichen mehr Gehör in der internationalen Klimapolitik verschaffen.
  • Wangari Maathai gründete mit dem Green Belt Movement 6.000 Baumschulen, um die Wüstenbildung in Kenia zu bekämpfen und gleichzeitig Frauen in den Gemeinden zu stärken. Sie war auch eine frühe Befürworterin der Great Green Wall-Initiative, die einen 8.000 km langen Baumgürtel quer über den afrikanischen Kontinent anlegen will, und sie war die erste Afrikanerin, die den Friedensnobelpreis erhielt.
  • Nemonte Nenquimo reichte eine von der Gemeinschaft geführte Klage gegen die ecuadorianische Regierung ein. Diese hatte die indigene Bevölkerung nicht in das Vorhaben, große Teile des Amazonas-Regenwaldes an Ölfirmen zu verschenken, einbezogen. Im April 2019 entschied das Provinzgericht Pastaza zu Gunsten des Waorani-Volkes und schützte 500.000 Hektar Regenwald vor der Ausbeutung.

Bemerkenswerte Frauen stehen weiterhin überall an der Spitze von internationalen Klimaschutzmaßnahmen. Greta Thunberg hat 2018 den Schulstreik für das Klima ins Leben gerufen, Cristina Figueres hat die Staats- und Regierungschefs 2015 erfolgreich zum Pariser Abkommen geführt, Mary Robinson setzt sich kontinuierlich für feministische Lösungen für den Klimawandel ein, und Tausende von Wissenschaftlerinnen und Ingenieurinnen auf der ganzen Welt entwickeln innovative Technologien für den Klimaschutz. 

Die Einbeziehung von Frauen ist der Schlüssel zur Bewältigung der globalen Erwärmung 

Frauen und Mädchen sind nicht nur Opfer von Katastrophen und Krisen, sondern vor allem mächtige Akteurinnen, die Wandel vorantreiben. Durch eine stärkere Beteiligung von Frauen können wir soziale Ungleichheiten abbauen und den Klimaschutz beschleunigen, um die Erderwärmung deutlich unter 2 °C zu halten und die UN-Ziele für nachhaltige Entwicklung zu erreichen – einschließlich der Gleichstellung der Geschlechter.

Weibliche Führung und Teilhabe führen zu besseren Ergebnissen in der Klimapolitik, bei der Reduktion von Emissionen und beim Schutz von Land. Aber was bedeutet es, die Gleichstellung der Geschlechter in den Mittelpunkt der Klimaschutzmaßnahmen zu stellen? Die Maßnahmen umfassen:

  • Finanzierung von Klimaschutzprojekten und -technologien, die erneuerbare und saubere Energiequellen fördern und die Beteiligung von Frauen bei deren Entwicklung und Nutzung unterstützen.
  • Unterstützung bei der Umsetzung einer geschlechtergerechten Klimapolitik und von Maßnahmen zur Katastrophenvorsorge, -bewältigung und -wiederherstellung.
  • Förderung und Finanzierung frauengeführter und frauenorientierter nachhaltiger Lösungen für den Klimawandel – einschließlich indigener und basisorientierter naturbasierter Lösungen, Ressourcenmanagement oder Maßnahmen zur Nahrungsmittelproduktion.

Ein Projekt für Mikro-Energie-Kredite (MEC) in Indien aus unserem Portfolio legt besonderen Wert auf die Stärkung von Kleinstunternehmerinnen. Mit Startkapital und Schulungen werden die Teilnehmerinnen ermutigt, ihr eigenes Einkommen zu erwirtschaften und so einen sinnvollen Beitrag zum Wohl ihrer Familien zu leisten. Ermöglicht wird dies durch den Zugang zu erschwinglicher, erneuerbarer Energie wie Solarbeleuchtung, sauberen Kochöfen oder Wasseraufbereitungsanlagen.

Darüber hinaus arbeiten wir bei einem Wiederaufforstungsprojekt von ClimatePartner Impact, das derzeit in Indien entwickelt wird, mit indigenen Frauen zusammen. In diesem Projekt werden Mittel für die Anpflanzung von Bäumen auf degradiertem Land in Privatbesitz bereitgestellt. In den aufgeforsteten Bäumen leben Seidenraupen, die die Seidenproduktion in Gang setzen und den Frauen Arbeit mit einem regelmäßigen Einkommen verschaffen. So können sie für die Ausbildung ihrer Kinder aufkommen, Schulden abbezahlen und Ersparnisse bilden, was Frauen in der Region bisher nur selten möglich war.  

Ein Grund zum Feiern!

Abschließend möchten wir die unglaublichen Frauen dieser Welt feiern: die Frauen, mit denen wir arbeiten, die Aktivistinnen, die Mütter, die Schwestern, Tanten und Großmütter. Frauen haben Macht – und Frauen ermächtigen.

Erhalten Sie Einblick in weitere Klimaschutz-Themen

*Die Risiken des Klimawandels sind für indigene und afroamerikanische Frauen und Mädchen, ältere Frauen, LGBTQIA+ Menschen, Frauen und Mädchen mit Behinderungen, Migrantinnen und Menschen, die in ländlichen, konflikt- und katastrophengefährdeten Gebieten leben, deutlich größer.