Climate Action Insights: Klimaschutz im Lockdown

Climate Action Insights: Klimaschutz im Lockdown

9. April 2021

Wie Hotels, Gastronomie- und Tourismusbetriebe Klimaschutz als Innovationsmotor in der Pandemie nutzen

Hotels, Gaststätten und touristische Betriebe gehören zu den am schlimmsten von der Corona-Pandemie betroffenen Branchen. Doch auch, wenn vielerorts weiterhin Stillstand herrscht – mit dem Klimawandel gibt es eine weitaus größere Herausforderung. Denn die Geschäftsgrundlage der Betriebe hängt langfristig vor allem davon ab, dass eine intakte Umwelt, ein gesundes Klima und damit unsere Lebensbedingungen insgesamt erhalten bleiben.

Einige Unternehmen aus der Gastronomie- und Tourismusbranche halten daher ihre Maßnahmen und Initiativen zum Klimaschutz nicht nur aufrecht, sondern verstärken sie sogar. Sie geben Beispiele für eine Branche, die sich nun schon seit über einem Jahr im Krisenmodus befindet und trotzdem die Innovationskraft im Klimaschutz sieht. Wie das konkret aussehen kann, zeigen im Rahmen unserer Serie „Climate Action Insights“ Unternehmen und Initiativen aus unterschiedlichen Bereichen und Ländern: das Schwarzwald Panorama Hotel, die britische Restaurant-Kette LEONs und die Initiative Vitalpin KlimaInvestment aus Österreich.

Klimaschutz als Grundhaltung: das Schwarzwald Panorama Hotel

Im Schwarzwald Panorama Hotel in Bad Herrenalb ist nachhaltiges Handeln seit je her tief in der Wertschöpfungskette verankert. Das reicht von den verwendeten Bau- und Einrichtungsmaterialien und Textilien bis hin zu Lebensmitteln, Kosmetik und dem Umgang mit Ressourcen und Müll. Das Hotel bietet zudem seine Übernachtungen, Tagungen und Events, sowie den Restaurantbetrieb klimaneutral an. Gäste können darüber hinaus per integriertem CO2-Rechner auch ihre Anreise ausgleichen.

Dabei zahlt sich aus, dass das Hotel sich nie auf den erreichten Erfolgen ausruht, sondern stets nach Verbesserungsmöglichkeiten sucht: Während die Anzahl der Übernachtungen im Zeitraum von 2014 bis 2019 um 20 Prozent gestiegen ist, sind die CO2-Emissionen um 23 Prozent gesunken.

Trotz der Corona-bedingt schwierigen Situation hält das Hotel an seinen Plänen zum Klimaschutz fest und stellte auch im Sommer 2020 den kompletten Betrieb rückwirkend für 2019 klimaneutral: Zusammen mit uns wurden die Emissionsdaten erhoben und auf Basis der CO2-Bilanz  Reduktions- und Ausgleichsmaßnahmen abgeleitet. Laut der Bilanz fielen dabei über 900 t CO2 bzw. 22,55 kg CO2 pro Übernachtung an.  Auch wenn der Hotelbetrieb aktuell ruhen muss, herrscht alles andere als Stillstand: Für das vergangene Jahr erstellt das Hotel mit uns derzeit eine neue CO2-Bilanz, wird hieraus ebenfalls weitere Stellschrauben für zusätzliche CO2-Reduktionen identifizieren und die unvermeidbaren Restemissionen über zertifizierte Klimaschutzprojekte ausgleichen.

Stephan Bode, Inhaber des Schwarzwald Panorama: „Wir lassen uns von der aktuellen Lage nicht ausbremsen, denn Klimaschutz ist bei uns nicht nur eine kurzzeitige Initiative, sondern eine grundlegende Einstellung. Wir wollen daher unseren Gästen auch zukünftig einen vollständig klimaneutralen Aufenthalt bieten und ein Hotel führen, dessen Auswirkungen auf die Umwelt und das Klima so gering wie möglich sind.“

Nachhaltigkeit mit System: LEON Restaurants

Auch die nachhaltige Fast-Food-Kette LEON setzt trotz stark eingeschränkter Betriebsmöglichkeiten ihr Engagement im Klimaschutz fort. Als erster Anbieter in Großbritannien und noch während des strikten Lockdowns im Januar 2021 hat das Restaurant klimaneutrale Burger und Pommes Frites bei seinen To-Go Menüs eingeführt.

LEON hatte schon vor der Pandemie daran gearbeitet, Emissionen so weit wie möglich zu reduzieren. Das Unternehmen arbeitet in seinen Küchen vollständig mit Ökostrom, schließt Fleischsorten wie Rindfleisch von der Speisekarte aus und verwendet für einige Burger Erbsenprotein. Zudem bezieht es den Großteil der Zutaten regional und vermeidet somit unnötige transportbedingte Emissionen.

Zusammen mit uns hat LEON Ende 2020 den CO2-Fußabdruck seiner Burger und Pommes Frites berechnet, reduziert und ausgeglichen. Der Prozess berücksichtigt die Emissionen der gesamten Lieferkette inklusive aller Zutaten, Verpackungen und deren Abfälle sowie die Emissionen aus der Zubereitung in den Restaurantküchen der mehr als 60 Filialen. Seit Januar 2021 stehen diese klimaneutralen Produkte auf der Karte des Restaurants, die obendrein die jeweiligen CO2-Werte der einzelnen Speisen ausweist.

Zwar bedeutete dies erstmal eine Investition in Zeit, Ressourcen und auch Kosten, die gerade in Zeiten geringer Betriebsumsätze umso bemerkenswerter sind. Trotz dieser aktuellen Herausforderungen will LEON seine Ziele für Umwelt- und Klimaschutz aber aufrecht erhalten. Bis 2030 strebt das Unternehmen die Netto-Null, also das Gleichgewicht zwischen der Menge der produzierten und der der Atmosphäre entzogenen Emissionen, an.

Mehr zu unserer Zusammenarbeit mit LEON in diesem Video: https://youtu.be/TF4aRb2UyGc

Tourismus, Natur und Wirtschaft: Vitalpin setzt auf Kooperation

Die Initiative Vitalpin setzt sich dafür ein, dass Wirtschaft, Tourismus und der Schutz der Alpen noch enger miteinander verzahnt sind. Dazu hat Vitalpin gemeinsam mit uns bereits 2019 das Projekt “Vitalpin – Dein Partner im Klimaschutz” ins Leben gerufen. Es umfasst verschiedene Angebote, mit denen wir Betriebe aktiv im Klimaschutz unterstützen: von der Entwicklung standardisierter Berechnungsmodelle zur CO2-Bilanzierung bis zur Klimaneutralstellung und Klimaschutzworkshops für weitere Emissionsreduzierungen.

Anfang März diesen Jahres haben wir die Zusammenarbeit ausgeweitet und das gemeinsame Programm Vitalpin KlimaInvestment gestartet. Es sammelt finanzielle Mittel bei Unternehmen ein und vergibt damit Förderpreise an Projekte im Bereich Umwelt- und Klimaschutz sowie für nachhaltiges Wirtschaften im Alpenraum. Das Ziel: Treibhausgase vermeiden oder weiter reduzieren.

Preiswürdige Projekte können aus Themenbereichen wie Nachhaltige Mobilität, Energieeffizienz, Investition in und Verwendung von Erneuerbaren Energien, Maßnahmen zur Kohlenstoffbindung, Maßnahmen zur Förderung von Biodiversität und Initiativen zur Kreislaufwirtschaft stammen.

Obwohl die meisten touristischen Betriebe aktuell noch im Lockdown sind oder nur unter begrenzten Bedingungen arbeiten können, sind seit dem Start des Programms bereits zahlreiche Einreichungen aus den unterschiedlichsten Bereichen eingegangen. Diese beinhalten Vorschläge im Bereich klimafreundlicher Mobilität, Kreislaufwirtschaft oder fleischfreie Ernährung in der Gastronomie. Sie alle wollen die Zeit nutzen, schon heute Konzepte für einen umweltverträglichen Tourismus morgen aufzustellen.

Corona als Beschleuniger für mehr Klimabewusstsein

Der Trend zu mehr Umweltbewusstsein und Nachhaltigkeit ist auch im Tourismus- und Gastronomiesektor zu beobachten. Die anhaltende Pandemie wird dies eher noch beschleunigen als ausbremsen. Erhöhte Hygienestandards, Klima- und Umweltschutz, nachhaltiger Konsum und bewusste Ernährung werden bei zukünftigen Reise- und Tourismusaktivitäten eine weitaus größere Rolle spielen als früher. So deutlich, wie Klimaschutz und Nachhaltigkeit von Gästen und Verbrauchern eingefordert werden, lassen sie sich von Hotels und Gastbetrieben als klare Differenzierungsmerkmale verstanden und als Innovationstreiber nutzen.