COP27: Strategien zur Reduzierung von Treibhausgas-Emissionen

COP27: Strategien zur Reduzierung von Treibhausgas-Emissionen

18. Oktober 2022

Die diesjährige Klimakonferenz COP27 findet im ägyptischen Sharm El-Scheich statt. Zum 27. Mal treffen sich die Vertragsparteien des Rahmenübereinkommens der Vereinten Nationen über Klimaänderungen (UNFCCC) und beschäftigen sich unter den Schlagwörtern Mitigation, Adaption, Finance und Collaboration mit verschiedenen Vorgehensweisen im Kampf gegen den Klimawandel. In diesem Artikel fassen wir kurz zusammen, was man unter Mitigation – also Konzepten zur Reduktion von Treibhausgasen  versteht und warum sie bei der COP27 eine so große Bedeutung hat.

Was ist mit Mitigation gemeint?

Die weltweiten Durchschnittstemperaturen und die Konzentration der Treibhausgase in der Atmosphäre stehen im direkten Zusammenhang. Um den Klimawandel aufzuhalten, müssen wir daher Treibhausgas-Emissionen reduzieren und gleichzeitig die CO2-Konzentration in der Atmosphäre durch Kohlenstoffsenken verringern. Beim Klimaschutz definiert Mitigation alle Maßnahmen, die Treibhausgas-Emissionen reduzieren und Senken ausweiten. 

Einhaltung des 1,5 °C-Ziels 

COP27 baut auf den Ergebnissen vorheriger Konferenzen auf. Gemäß den Vorgaben des Übereinkommens von Paris wird weiterhin daran gearbeitet, die Erderwärmung auf 1,5 °C zu begrenzen und sich an die negativen Auswirkungen des Klimawandels anzupassen. Im Augenblick kann dieses Ziel allerdings nicht eingehalten werden, die Maßnahmen der vergangenen Jahre waren bislang noch zu langsam und unzureichend im Vergleich zu dem, was weiterhin als CO2 in die Atmosphäre ausgestoßen wird.

In Bezug auf die Begrenzung der Erderwärmung auf 2 °C gibt es zwar Fortschritte, nach Ansicht der Wissenschaft müssen die Länder aber noch viel mehr tun, damit 1,5 °C überhaupt erreichbar bleibt. Innerhalb der nächsten zehn Jahre müssen wir unsere Emissionen um 50 % reduzieren und bis Mitte des Jahrhunderts Netto-Null Emissionen erreichen, wenn wir den globalen Temperaturanstieg auf 1,5 °C begrenzen wollen.

Die Klimaziele reichen bei weitem nicht aus

Nach Empfehlung des Intergovernmental Panel on Climate Change (IPCC) sollte die Erderwärmung deutlich unter 2 °C gehalten werden, weshalb es ein Ziel von COP27 ist, weiterhin auf das Ziel von 1,5 °C hinzuarbeiten.

Da der letzte IPCC-Bericht vom Frühjahr 2022 betont, dass es schneller und weitreichender Maßnahmen bedarf, um den globalen Temperaturanstieg auf 1,5 °C zu beschränken, wird bei der COP27 ein Global Stocktake (GST), eine weltweite Bestandsaufnahme, diskutiert. Sie untersucht, inwieweit die aktuellen Maßnahmen zur CO2-Reduktion die Ziele des Übereinkommens von Paris erfüllen.

Auf der diesjährigen Konferenz müssen alle Länder ihre jeweiligen Ziele präsentieren und ihren Verpflichtungen im Rahmen des Übereinkommens von Paris nachkommen, um auf dem Weg zu 1,5 °C Fortschritte zu erzielen. Vor allem die Länder mit hohen Emissionswerten werden in Sharm El-Scheich ehrgeizigere Ziele vorlegen müssen.

Nationally Determined Contributions und Global Stocktake bei der COP27 

Eines der wichtigsten Themen der COP27 wird die Ausweitung der Reduktionsmaßnahmen sein. Obwohl ein sofortiges Handeln und kurzfristige Ziele von größter Bedeutung sind, dürfen die Vertragsparteien auch die mittel- und langfristigen Ziele für die nächste Runde ihrer Klimaschutzpläne (Nationally Determined Contributions, NDCs) nicht aus den Augen verlieren. Sie müssen ambitionierte Ziele für 2030 formulieren und ihre langfristigen Dekarbonisierungspläne weiterentwickeln. 

Bei der letztjährigen Klimakonferenz COP26 in Glasgow wurde eine Emissionslücke zwischen den Zielen des Übereinkommens von Paris und den für 2030 angestrebten NDCs festgestellt. Der sechste IPCC-Bericht bestätigte 2022, wie gravierend diese Lücke ist. Man geht davon aus, dass die globalen CO2-Emissionen bis 2030 um 50 % sinken müssen, damit das Ziel von 1,5 °C überhaupt erreichbar bleibt. Die COP27 muss daher eine Lösung finden und auch auf den Ruf nach überarbeiteten NDCs reagieren, um diese Lücke zu schließen.  

In Glasgow wurde außerdem ein Arbeitsprogramm eingerichtet, um die Ziele und die Reduktionsmaßnahmen bis 2030 schnell ausweiten zu können.  Bis zur COP27 sollten die Nebenorgane ihre Entscheidung zu diesem Arbeitsprogramm mitteilen, das als Ergänzung des Global Stocktake gedacht ist. Außerdem müssen alle Vertragsparteien bis Ende 2022 ihre NDCs überarbeiten und ihre Ziele für 2030 verstärken; sie sind aufgefordert, ihre langfristigen Entwicklungsstrategien zur Treibhausgasreduktion vorzulegen oder zu aktualisieren.

Die COP27 wird vor allem an der Ausarbeitung des Arbeitsprogramms, dessen Ziele und dessen Ergebnisse arbeiten. Fragen bezüglich Umfangs, Grundlagen, Methoden und institutionellen Regelungen müssen beantwortet werden. Alle Vertragsparteien müssen sich darüber einig sein, wie die Umsetzung getroffener Vereinbarungen sichergestellt und nachvollzogen werden kann. Auch für die Zukunft müssen Möglichkeiten geschaffen werden, um ehrgeizigere Ziele zur Emissionsreduktion für 2030 einzureichen. Dazu gehören auch die bis 2025 einzureichenden NDCs im Anschluss an den GST. 

Der Fortschritt bei den ersten GST-Einreichungen muss von allen Vertragsparteien bei der COP27 überprüft und in konkrete Ergebnisse umgewandelt werden. Die Herausforderung besteht dabei darin, wichtige Diskussionsbereiche zu definieren, die den GST ergänzen und den jährlichen Arbeitstreffen auf Ministerebene zu den Zielen vor 2030 vorgelegt werden können. Der GST-Prozess muss also die Ergebnisse des sechsten IPCC-Berichts vollständig erreichen und dabei so strukturiert sein, dass daran alle Stakeholder in ganzer Breite, transparent und sinnvoll teilnehmen können. 

Ausweitung der Reduktionsmaßnahmen bei der COP26

Bereits während der COP26 war Mitigation ein wichtiger Aspekt, denn der IPCC-Bericht stellte klar, dass

„in den kommenden Jahrzehnten CO2 und andere Treibhausgase umfassend reduziert werden müssen, da andernfalls die Erderwärmung nicht auf 1,5 °C oder 2 °C begrenzt bleibt.“

Ein Vergleichsmodell von fünf Emissionsszenarien zeigte, dass der Anteil der CO2-Emissionen, den Land und Meere aufnehmen können, bei höherem CO2-Ausstoß sinkt. Ein weiteres wichtiges Ergebnis war, dass man für die Einhaltung der im Übereinkommen von Paris beschlossenen Temperaturgrenze nicht nur Net Zero-Emissionen erreichen, sondern auch die CH4-, N2O- und andere Treibhausgasemissionen deutlich reduzieren muss. 

Daher brachte die COP26 ihre „Beunruhigung und Besorgnis“ darüber zum Ausdruck, dass 2021 bereits eine Erderwärmung von 1,1 °C verzeichnet wird, und verstärkte mit dem Glasgow Climate Pact den Rahmen für Verminderungsmaßnahmen wie folgt:

  • Einhaltung des Temperaturziels von 1,5 °C
  • Festlegung eines konkreten Werts für die Reduktion von CO2-Emissionen (-45 % bis 2030 im Vergleich zu 2010)
  • Handlungsempfehlungen noch vor 2030
  • Bedeutung des Netto-Null-Ziels für CO2-Emissionen bis 2050
  • Bedeutsamkeit von umfassenden Reduktionen der Treibhausgasemissionen ohne CO2, insbesondere von CH4
  • Explizite Stellungnahme zur weiteren Nutzung von Kohle und fossilen Brennstoffen, Aufruf zum Ausstieg aus der unverminderten Stromerzeugung aus Kohle und der Abschaffung von nicht effizienten Subventionen für fossile Brennstoffe

COP27 kann die Zukunft des Klimaschutzes definieren

Auf dieser Basis ist die COP27 eine Chance, um die richtigen Schlussfolgerungen aus dem neuesten IPCC-Bericht zu ziehen, auch zu den Themen naturbasierten Lösungen, Biodiversität, klimaresistenter Entwicklung, transformativer Anpassung, Armutsbekämpfung, Gleichstellung, Sicherung von Wasser- und Lebensmittelversorgung und den von den Vereinten Nationen formulierten Zielen zur nachhaltigen Entwicklung (SDGs). Daraus können die Vertragsparteien relevante Ergebnisse entwickeln und so beeinflussen, welchen Weg wir in Zukunft beim Klimaschutz einschlagen.