Climate Action Insights: Wo der Schutz von Wald und Wasser zusammen kommen

Climate Action Insights: Wo der Schutz von Wald und Wasser zusammen kommen

19. März 2021

Am 21. und 22. März finden aufeinanderfolgend der Internationale Tag des Waldes sowie der Weltwassertag statt. Mit ihren Initiativen machen die Vereinten Nationen auf die Bedeutung dieser beiden natürlichen Ressourcen aufmerksam. Bäume und Ozeane sind unschätzbar wertvolle CO2-Speicher und zugleich lebenswichtige Nahrungsquellen. Ohne eine bedachte, nachhaltige Nutzung dieser Ressourcen ist wirksamer Klimaschutz und damit ein Weg zu Net Zero nicht möglich. 

Bei unserem Klimaschutzprojekt im brasilianischen Amazonasgebiet in Portel wird dieser Zusammenhang besonders deutlich. Hier leben die Menschen entlang der Wasserwege des Regenwaldes in Einklang mit Wald und Wasser. Mit unseren Kunden unterstützen wir das Projekt bereits seit 12 Jahren. Es vereint Umwelt- und Klimaschutz und die Bewahrung der Biodiversität mit wichtiger Entwicklungsarbeit für die Menschen vor Ort.

Auch in Zeiten der weltweiten Corona-Pandemie konnte unsere Arbeit hier weiter stattfinden. Im vergangenen Jahr erzielten wir viele Erfolge, um die Region in Portel weiter zu schützen und gleichzeitig Infrastrukturen für das Leben in den Gemeinden zu verbessern. Robin Stoffers, Leiter für Projektentwicklung bei ClimatePartner, gibt dazu einen aktuellen Überblick:

 

Robin, kannst Du bitte erläutern, wie viele Familien in Portel 2020 durch uns unterstützt wurden und wie das konkret aussieht? Wie funktioniert das mit den Landnutzungsrechten?

Im letzten Jahr konnten wir zusammen mit unseren Partnern vor Ort 700 Einwohnern zu legalen Landbesitzrechten verhelfen. Flächenmäßig sind das über 50.000 Hektar Land, die damit geschützt wurden. Die Vergabe offizieller Landrechte ist deshalb so wichtig, weil laut brasilianischem Gesetz besitzlose Flächen einfach beschlagnahmt, abgeholzt und bewirtschaftet werden können. Davon sind vor allem die Bewohner des Amazonasgebiets unverhältnismäßig stark betroffen.

Mit unserem Projekt helfen wir dort bei der Vermessung und offiziellen Eintragung der Landflächen in das Umweltregister. Die Vergabe der Landrechte an die Bewohner legt fest, dass die Flächen, auf denen ihre Dörfer errichtet sind sowie die umliegenden Gebiete auch ihnen gehören. So stellt das Besitzrecht den Schutz des Gebiets sicher und schafft Bewusstsein für Verantwortung und Respekt dem Wald gegenüber.

Wie kann man sich konkret den Ablauf dabei vorstellen?

Jeder künftige Besitzer unterschreibt bei der Landvergabe eine Naturschutzvereinbarung und stellt somit sicher, dass das Land nicht an den Bergbau oder die Landwirtschaft geht. Mit der Eintragung im Umweltregister ist das Gebiet offiziell dokumentiert und kann nicht von Dritten in Anspruch genommen werden.

Der Schutz der Wälder hat auch Auswirkungen auf das private Leben der Menschen. Sehr oft werden z.B. Öfen noch mit Holz befeuert, welches dem Wald entnommen wird, der eigentlich geschützt werden sollte. Welche Alternativen haben die Einwohner hier?

Das stimmt, da möchten wir der Bevölkerung helfen, Alternativen zu finden. Oftmals kochen die Einwohner noch über offenem Feuer und verwenden dafür das Holz aus dem nahegelegenen Wald. Im letzten Jahr haben wir rund 700 effiziente Kochöfen an die lokalen Familien verteilt. Effizient sind diese deshalb, weil die neuen Öfen die Energie innen bündeln, somit schneller aufheizen und so deutlich weniger Feuerholz benötigen. Außerdem sind die Familien weniger gesundheitsschädlichem Rauch ausgesetzt.

Da die Ressource Holz im Projektgebiet eine große Rolle spielt und die Anwohner in manchen Fällen keine Alternative zum Holzschlag haben – zum Beispiel wenn ein Steg repariert werden muss – zeigen unsere Partner vor Ort wie das Holz nachhaltig verwaltet werden kann. Waldschutz heißt auch immer eine enge Zusammenarbeit mit den Bewohnern aufzubauen sowie Alternativen zu schaffen und nicht nur Verbote durchzusetzen.

Neben dem Wald bestimmt in Portel auch das Wasser das tägliche Leben. Das Gebiet ist durchzogen von Flüssen und ist so abgelegen, dass es nur über den Wasserweg erreichbar ist. Mit ihrem Wurzelwerk schützen Bäume die Uferzonen der Flüsse und helfen dem Erdreich, das Wasser zu filtern. Hier wird deutlich, wie eng verbunden beide Elemente sind. Für die Einwohner ist es wichtig, dieses Wasser so nutzen zu können, dass es auch gesundheitlich unbedenklich ist. Was genau passiert hierfür?

Gerade die “Ribeirinhos” Portels, also die Bewohner der Wasserwege leben in bewusstem Einklang mit Wald und Wasser. Um die Menschen mit sauberem Trinkwasser zu versorgen, haben unsere Partner im letzten Jahr 125 Filter in den Dörfern installiert. Den Einwohnern wurde gezeigt, wie das System funktioniert und wie sie die Trinkwasserfilter selbst installieren, warten und nutzen können. Die Gemeinden waren so begeistert, dass wir in diesem Jahr weitere 1.000 Filtersysteme bereitstellen möchten. Zusammen mit den effizienten Kochöfen reduzieren die Wasserfilter den Brennstoffbedarf erheblich, da das Wasser vorher häufig abgekocht werden musste.

Kochöfen und Wasserfilter sind sehr grundlegende, elementare Verbesserungen, die die Familien jeweils einzeln betreffen. Gibt es denn auch Fortschritte bei der Entwicklung der allgemeinen Infrastruktur?

Viel Infrastruktur gibt es in den Flussgebieten des Amazonas nicht. Allerdings haben wir mit unserem Projekt zur Anschaffung eines Bootes beigetragen. Damit können die Gemeindemitglieder in den nächstgelegenen Ort fahren, zum Arzt gehen, Früchte oder Handarbeiten verkaufen und sich mit anderen Bewohnern austauschen. Neben dem sozialen Aspekt können unsere Partner zudem besser überblicken, was im Projektgebiet passiert und somit illegale Abholzung und andere negative Einflüsse von außen verhindern. Dieses Jahr soll ein weiteres Boot dazu kommen.

Oft sind es kleine Veränderungen oder Details, die später eine große Wirkung haben können. Gibt es so etwas in Portel auch?

Zusätzlich zu den Aktivitäten rund um den Waldschutz spielt die soziale Entwicklung im Projektgebiet eine genauso wichtige Rolle. In Portel schaffen wir zum Beispiel alternative Einkommensquellen, die die Abholzung des Regenwaldes vermeiden. Im Januar dieses Jahres haben lokale Gemeinden über 500 Bienenstöcke erhalten, mit denen sie ihren eigenen Honig produzieren können. Professionelle Imker kümmern sich um die Besiedlung der Stöcke und um das Training der künftigen Bienenhalter. Den Honig können die Einwohner dann verkaufen und selbst nutzen. Und da die Tiere auf ein intaktes Ökosystem angewiesen sind, trägt die Haltung indirekt auch zum Schutz der Wälder bei.

 Vielen Dank Robin für den Einblick zum Projektgeschehen in Portel.