Die Tourismusbranche zwischen Corona-Pandemie und Klimawandel

Die Tourismusbranche zwischen Corona-Pandemie und Klimawandel

29. Mai 2020

Zukunfts-Challenge hoch zwei

Zu den Branchen, die unter den Folgen der Corona-Krise mit am deutlichsten zu leiden haben, zählt das Tourismus- und Gastgewerbe. Hotels, Restaurants, Reiseveranstalter oder Anbieter von Sport- und Freizeitaktivitäten sowie die angrenzenden Zuliefer- und Versorgungsbetriebe wurden mit einer Vollbremsung zum Stillstand gebracht. Aber ganz so schnell, wie Läden und Häuser bei Ausbruch der Corona-Pandemie geschlossen wurden, lassen sich die Betriebe nun nicht wieder hochfahren. Da weiterhin die Gesundheit der Gäste und Mitarbeiter höchste Priorität hat und die Branche sich zugleich aus einer geschwächten wirtschaftlichen Position heraus neu organisieren muss, steht sie vor einer besonderen Herausforderung. Darin liegt aber auch ihre große Chance: Sie kann mit reduziertem, aber durchdachterem Angebot einerseits notwendige Hygienerichtlinien einhalten, sich andererseits aber auch klimabewusster aufstellen und somit insgesamt das Tourismusangebot auf ein neues, nachhaltiges Qualitätsniveau bringen.

Mehr Umweltbewusstsein bei Verbrauchern, mehr Vorschriften vom Gesetzgeber

Das Bewusstsein der Verbraucher für verantwortungsvollen, nachhaltigen und gesundheitsfördernden Konsum hat sich in den vergangenen Monaten nochmal entscheidend geschärft. Dies belegt auch eine Umfrage unter den Teilnehmern unserer  Klimaschutz-Academy zwischen März und April diesen Jahres: Fast die Hälfte der Unternehmen schätzen den Stellenwert von Klimaschutz bei ihren Kunden als hoch bis sehr hoch ein. Diese Entwicklung ist nicht neu, denn bereits eine Studie aus dem Jahr 2019 stellt fest, dass als nachhaltig vermarktete Produkte und Dienstleistungen zwischen 2013 und 2018 mehr als die Hälfte des Marktwachstums ausmachten. Die Corona-Krise dürfte nun als zusätzlicher Verstärker für dieses Bewusstsein dienen.

Der Trend zu mehr Umweltbewusstsein und Nachhaltigkeit war zuletzt auch im Tourismussektor zu beobachten und wird sich hier nun ebenfalls beschleunigen. Hygienestandards, Klima- und Umweltschutz, nachhaltiger Konsum und das Verständnis für die Auswirkungen des jeweiligen Verhaltens werden bei zukünftigen Reise- und Tourismusaktivitäten eine deutlich größere Rolle spielen als früher. Hinzu kommen gesetzliche Vorschriften, die tief in den Geschäftsablauf der Betriebe hinein reichen und oft auch bauliche und organisatorische Änderungen notwendig machen.

Immerhin ist davon auszugehen, dass Reisen in nächster Zeit vor allem regional stattfinden werden, da bei Fern- und Flugreisen weiterhin mit starken Beschränkungen zu rechnen ist. Urlaub daheim – die Devise ist daher zugleich auch die Chance für die Anbieter. So deutlich, wie Klimaschutz und Nachhaltigkeit bei Gästen und Verbrauchern eingefordert werden, können sie von Seiten der Hotels und Gastbetriebe als klare Positionierungsmerkmale verstanden und genutzt werden. Unternehmen haben über den notwendigen Gesundheitsschutz hinaus nun mit dem Weg zur Klimaneutralität eine Option, weiter Verantwortung zu zeigen.

Klimaneutralität als Startpunkt für neue Strategie

Damit ein Unternehmen oder Betrieb klimaneutral ist, müssen alle anfallenden CO2-Emissionen ausgeglichen werden. Der dazu nötige Prozess beinhaltet folgende Schritte: Er startet mit dem Erstellen einer CO2-Bilanz, also dem Sammeln aller Verbrauchswerte, wie zum Beispiel Energie, Strom, Wasser oder die Mitarbeiteranfahrt in einem Betrieb. Mit der Umrechnung der Verbrauchs- in CO2-Emissionswerte wird dann der sogenannte Carbon Footprint sichtbar gemacht. Er liefert im nächsten Schritt die Grundlage, um Stellschrauben und Potenziale zur Emissionsvermeidung und -reduzierung zu erkennen. Die übrig gebliebenen, nicht vermeidbaren Emissionen werden schließlich ausgeglichen. Dies geschieht über die Unterstützung von zertifizierten Klimaschutzprojekten, mit denen nachweislich CO2-Emissionen kompensiert werden.

Klimaschutzlösungen für Hotels und das Gastgewerbe

Diese Schritte muss ein Hotel oder anderer Tourismusbetrieb aber nicht selbst vornehmen. Wir bei ClimatePartner sind darauf spezialisiert, genau hier zu helfen und zu unterstützen. Nicht selten ist der Schritt zur Klimaneutralität auch der Startpunkt einer umfassenden Klimaschutzstrategie, die noch weitere Aspekte berücksichtigen kann wie zum Beispiel möglichst regionale Lieferanten im Catering, nachhaltige Lösungen für Verbrauchswäsche, Kosmetikartikel, Transport- und Shuttleangebote für Gäste sowie grüne Energie für den gesamten Betrieb.

Speziell für Hotels bieten wir zudem eine eigene IT-Lösung an, mit der diese ihre CO2-Emissionen erfassen und anteilig pro Gast und Übernachtung ausweisen können. Dieser Hotelrechner kann auf Wunsch auch in die Hotelsoftware des jeweiligen Hotels integriert werden. Gäste können dann automatisiert in der Buchungsmaske sehen, wie viel CO2 sie mit ihrem Aufenthalt verursachen und für sich selbst entscheiden, ob sie dies klimaneutral stellen möchten. Sie erhalten dafür einen individuellen Nachweis und können somit nachvollziehen, welches Klimaschutzprojekt sie unterstützt haben.

Klimaschutz international und regional

Klimaschutzprojekte leisten einen entscheidenden Beitrag zur Bekämpfung der globalen Erwärmung, indem sie nachweislich CO2 einsparen. Das kann etwa durch Waldschutz, Aufforstung oder den Ausbau erneuerbarer Energien erfolgen. Zusätzlich zu diesen internationalen, zertifizierten Projekten gibt es vor allem im Alpenraum auch regionale Projekte zum Natur- und Waldschutz, mit denen Unternehmen und Betriebe in Österreich, der Schweiz und Deutschland ihr Engagement im lokalen Umweltschutz unterstreichen. Hier arbeiten wir unter anderem in Österreich mit der internationalen Alpenschutzkomission CIPRA, in der Schweiz mit dem Bergwaldprojekt Schweiz und in Deutschland mit der Schutzgemeinschaft Deutscher Wald zusammen. Darüber hinaus ist mit der internationalen Initiative Vitalpin ein gemeinsamer Klimaschutzfond geplant, um gezielt regionale Projekte zu fördern und sowohl die Anzahl als auch die Vielfalt der Schutzmaßnahmen zu erhöhen.

Regionale Projekte sind für die Perspektive des Tourismus im Alpenraum in mehrfacher Hinsicht relevant. Einerseits zeigen sich gerade in dieser Region die Auswirkungen des einsetzenden globalen Klimawandels mit schmelzenden Gletschern, erodierenden Hängen und Trockenheit besonders stark und müssen aktiv durch Naturschutzmaßnahmen bekämpft werden. Andererseits gelten die negativen Auswüchse des Massentourismus in den Bergen und dessen Auswirkung auf das Ökosystem als Verstärker dieser Entwicklung. Hier bieten sich Möglichkeiten für Tourismusbetriebe, durch ein differenzierteres Angebot Urlaub und Erholung jenseits der Massen anzubieten, dies klimaneutral aufzustellen und somit einen Beitrag zum Klimaschutz zu leisten, der zugleich auch die Zukunftssicherheit der Branche unterstützt.

Der Wunsch auf Urlaub bleibt bestehen

In den Folgen der Corona-Krise, inklusive der geänderten Einstellung der Verbraucher in Bezug auf Gesundheit und Nachhaltigkeit, liegen sowohl Herausforderung als auch die Chance für die Tourismusbranche. In der Summe ist es eine Mammutaufgabe, die weit über das hinausgeht, was die ohnehin notwendige ständige Anpassung der Branche an sich verändernde Gegebenheiten üblicherweise notwendig macht. Immerhin hatten die vergangenen Wochen eines in Übermaß erzeugt: der ungebrochene Wunsch nach Urlaub und Erholung und die Lust zu Reisen. Die Nachfrage ist da, jetzt kommt es auf das richtige Angebot an, das durch hohe Qualität sowohl in Punkto Gesundheitsschutz als auch Klimaschutz überzeugen kann.