Cradle-to-gate

Was bedeutet cradle-to-gate?

Cradle-to-gate bezeichnet die Systemgrenze bei der Berechnung eines Product Carbon Footprints (PCF). Sie umfasst alle CO₂-Emissionen eines Produkts von der Rohstoffgewinnung („Wiege“) bis zum Verlassen des Produktionswerks („Werkstor“). Dabei werden folgende Schritte betrachtet:  

  • Rohstoffbeschaffung und Vorbehandlung
  • Fertigung und Montage
  • Verpackung und der innerbetriebliche Transport.  

Die Nutzungsphase eines Produkts sowie dessen Entsorgung am Lebensende werden in einer Cradle-to-gate-CO₂-Bilanz nicht berücksichtigt. Cradle-to-grave hingegen schließt genau diese letzte Phase mit ein. Cradle-to-cradle ersetzt die „Grave“-Phase durch gezieltes Recycling oder Wiederverwendung; dadurch wird der Lebenszyklus erneut gestartet und die Materialnutzung in einen geschlossenen Kreislauf überführt. 

Was umfasst die Systemgrenze Cradle-to-gate?

Für einen Cradle-to-gate-PCF definieren wir die Systemgrenzen so, dass nur die Emissionen aus vorgelagerten und zentralen Produktionsphasen des Lebenszyklus eines Produkts erfasst werden. Die Cradle-to-gate-Emissionen schließen die nachgelagerten Phasen aus:  

  • Distribution
  • Nutzung durch Kund:innen sowie
  • Entsorgung, Recycling oder Wiederverwendung.  

Durch die Beschränkung auf Cradle-to-gate erfasst der PCF die sogenannten „embodied impacts“ oder „upfront carbon“ des Produkts. Diese Systemgrenze wird während der Ziel- und Umfangsphase der Berechnung (gemäß den Normen ISO 14040/14044) ausdrücklich definiert, um Klarheit darüber zu schaffen, was in die Analyse einbezogen wird. 

Cradle-to-gate, Cradle-to-grave und Cradle-to-cradle

Cradle-to-grave (vollständiger Lebenszyklus)

Cradle-to-grave umfasst alle Lebenszyklus-Phasen eines Produkts: Rohstoffe, Produktion, Distribution, Nutzung durch Kund:innen und Entsorgung oder Recycling. So wird die gesamte „Lebensreise“ eines Produkts auf ihre CO₂-Emissionen geprüft.

Diese umfassende Betrachtung macht Downstream-Effekte sichtbar, die bei Cradle-to-gate ausgeblendet werden. Ein konkretes Beispiel: Bei einem Baumwoll-T-Shirt entsteht ein großer Teil des CO₂-Fußabdrucks während der Nutzungsphase - insbesondere durch Waschen und Trocknen - und nicht primär in der Herstellung.  

Cradle-to-cradle (geschlossener Recycling- bzw. Kreislaufansatz)

Cradle-to-cradle (C2C) ist eine Variante des Cradle-to-grave, bei der die „Grave“-Phase durch gezieltes Recycling oder Wiederverwendung ersetzt wird. Ziel ist ein geschlossener Materialkreislauf: Abfälle aus einem Produktzyklus werden zur „Wiege“ des nächsten. Das Konzept ist eng mit der Kreislaufwirtschaft verbunden.  

Das C2C-Modell unterscheidet zwei Materialflüsse:

  • Technischer Kreislauf (technical cycle): Nichtbiologische Materialien - etwa Metalle, Polymere oder technische Kunststoffe - sind so gestaltet, dass sie zurückgewonnen, wiederverwendet oder wiederaufbereitet werden können, ohne an Qualität zu verlieren. Das verhindert Downcycling, also die Abwertung von Materialien über die Zeit.  
  • Biologischer Kreislauf (biological cycle): Biologisch abbaubare Materialien - etwa Naturfasern oder organische Nebenprodukte - zersetzen sich und kehren in den biologischen Stoffkreislauf zurück, ohne Ökosysteme zu schädigen.

Wann ist welche Systemgrenze sinnvoll?

Cradle-to-gate ist effizient und eignet sich besonders für Lieferant:innen oder Unternehmen, die ihre CO₂-Hotspots schnell identifizieren wollen.  

Cradle-to-grave liefert ein vollständiges Wirkungsbild - wichtig für regulatorische Berichterstattung und Science-based Targets.  

Cradle-to-cradle verlangt Design und Betriebsanpassungen, eröffnet aber Chancen für Kreislaufwirtschafts-Strategien.

Geschäftsvorteile von Cradle-to-gate PCFs

Nachhaltigkeitsarbeit ist mehr als ein ESG-Häkchen. Richtig umgesetzt liefert eine produktbezogene Ökobilanz echten Geschäftsnutzen: Sie hilft Ihrem Unternehmen, Kosten zu senken, Risiken zu mindern und in einem sich wandelnden Markt wettbewerbsfähig zu bleiben. Diese Daten sind operative Hebel - nicht nur PR-Material.

  • Glaubwürdig und transparent kommunizieren

    Cradle-to-gate-Analysen liefern zuverlässige Zahlen, die Sie in Investor:innen-Reports, Angebotsunterlagen oder Lieferantenverträgen nutzen können. Solche glaubwürdigen Angaben schaffen Nachweisbarkeit statt bloßer Behauptung. Sie stärken die Vertrauensbasis bei Stakeholdern und machen Ihre Nachhaltigkeitsaussagen überprüfbar.

  • Verschwendung identifizieren und Kosten senken

    Eine Ökobilanz bis zum Werktor zeigt genau, wo Energie verbrannt, Material verschwendet oder teure Inputs eingesetzt werden. Diese Erkenntnisse ermöglichen gezielte Maßnahmen – etwa Materialsubstitution, Prozessoptimierung oder Verpackungsreduktion – die unmittelbar Kosten senken und die Produktion schlanker machen.

  • Regulatorik souverän begegnen

    Eine Cradle-to-gate-Berechnung, ausgerichtet an Standards wie ISO 14067 oder dem Greenhouse Gas (GHG) Protocol, schafft Regelkonformität für aufkommende Offenlegungspflichten (z. B. CSRD, SBTi, EU Digital Product Passport).

  • Einkäufer:innen mit verlässlichen Daten überzeugen

    Im B2B-Bereich erwarten immer mehr Ausschreibungen und Beschaffungsprozesse nachvollziehbare CO₂-Angaben. Verifizierte Zahlen unterstützen Verkaufsargumente und verschaffen Ihnen einen Vorteil gegenüber Wettbewerbern, wenn Kund:innen emissionsarme Produkte bevorzugen.

Kurz gesagt: Cradle-to-gate-PCFs schaffen messbare, geschäftsrelevante Erkenntnisse – von Kostensenkungen über Risikominimierung bis zu besserer Marktzugänglichkeit.

Relevante Standards und Leitlinien

Cradle-to-gate-Bewertungen werden durch international anerkannte Standards unterstützt, die die Glaubwürdigkeit, Konsistenz und Umsetzbarkeit der Daten gewährleisten. Ob für die Entwicklung interner Tools, die Veröffentlichung von Produkt-Fußabdrücken oder die Vorbereitung auf behördliche Audits - die Ausrichtung an diesen Rahmenwerken verleiht den Ergebnissen Gewicht und trägt zu einer zukunftssicheren Berichterstattung bei: 

  • ISO 14040/14044: Kernmethodik für Lebenszyklusanalysen (LCA) und verbindliche Festlegung der Systemgrenzen.
  • GHG Protocol Product Life Cycle Standard: Erlaubt Cradle-to-gate-Footprints, verlangt jedoch die transparente Offenlegung der betrachteten Systemgrenzen.  
  • ISO 14067: Spezifisch für Produkt-CO₂-Fußabdrücke; Cradle-to-gate-Angaben sind zulässig, wenn sie klar als solche gekennzeichnet werden.

Bereit für den nächsten Schritt?

Cradle-to-gate ist nur der Anfang. Die PCF-Dienstleistungen (Product Carbon Footprint) von ClimatePartner helfen Ihnen dabei:  

  • vollständige Cradle-to-grave-Bewertungen durchzuführen,
  • Hotspots in der Nutzungsphase und am Ende der Lebensdauer zu identifizieren,
  • CSRD, SBTi, ISO 14067 und weitere Standards einzuhalten,
  • auf Kreislaufwirtschaft und CO₂-Reduzierung auszurichten.

Je früher Sie beginnen, desto schneller sehen Sie Ergebnisse. Fallen Sie nicht hinter ihre Mitbewerber zurück, während diese durch Transparenz und Quantifizierung ihrer Umweltauswirkungen einen Wettbewerbsvorteil erreichen.

Zur Academy