Finanzierung als Schlüsselfrage der COP27

Finanzierung als Schlüsselfrage der COP27

28. Oktober 2022

Kurz vor Beginn der COP27 fragen sich viele: Wer bezahlt das eigentlich? Tatsächlich entwickelte sich der Umgang mit den durch den Klimawandel verursachten Verlusten und Schäden bereits bei der COP26 zu einer Streitfrage. Dieses Problem wird auch bei der COP27 heiß diskutiert werden, da die Finanzierungsfrage alle Themen der Konferenz betrifft. In diesem Artikel beschäftigen wir uns mit dem Thema Finanzen bei der COP27 und erläutern, wieso es für den Fortschritt bei den Sustainable Development Goals (SDGs) eine entscheidende Rolle spielen kann.

Was bedeutet eigentlich Klimafinanzierung?

Es gibt keine Definition des Begriffs von den Vereinten Nationen. Allerdings versteht man darunter im Allgemeinen eine „lokale, nationale oder staatenübergreifende Finanzierung aus öffentlichen, privaten und alternativen Quellen, mit Mitigations- und der Anpassungsmaßnahmen an den Klimawandel unterstützt werden“ (UNFCCC). Wenn man den Begriff etwas enger auslegt, ist damit das Fließen von Geldern aus dem globalen Norden an den globalen Süden entsprechend des Übereinkommens von Paris gemeint. 

Ein Praxisbeispiel für Klimafinanzierung befindet sich im Gastgeberland der COP27, Ägypten. Der Solarpark Benban liegt in der westlichen Wüste des Landes und ist inzwischen das viertgrößte Solarkraftwerk der Welt. Finanziert wurde das Projekt von neun internationalen Banken unter Leitung der Weltbank. Durch den Wechsel zu einer erneuerbaren Energiequelle werden so viele Kohlenstoffemissionen eingespart, als würden Hunderttausende Autos von den Straßen verschwinden. Deshalb leistet dieses extern finanzierte Projekt einen wichtigen Beitrag zu den ägyptischen Nationality Determined Contributions (NDCs). 

Warum ist Klimafinanzierung so wichtig?

Die Klimafinanzierung spielt deshalb eine so entscheidende Rolle für den Klimaschutz, weil sie Auswirkungen auf alle Phasen eines Projekts oder Prozesses hat. Sie ist besonders wichtig, um die Umsetzung weltweit zu ermöglichen, vor allem aber im globalen Süden. Historisch gesehen war die Klimafinanzierung hauptsächlich auf Mitigation ausgerichtet und weniger auf Anpassung, wobei letztere auf den globalen Süden eine überdurchschnittlich starke Auswirkung hat. Bis 2025 will der globale Norden seine Finanzierung von Anpassungsmaßnahmen deutlich steigern. Trotzdem reichen diese Ziele bei weitem nicht aus, um schutzbedürftige Völker und Gemeinschaften vor den Auswirkungen des Klimawandels zu schützen.

Neben ihren Vorteilen für Umwelt und Gesellschaft schafft die Klimafinanzierung langfristig auch enorme Finanzwerte. Die Weltbank schätzt, dass jeder in die grüne Wirtschaft investierte US-Dollar das Vierfache an Rendite erzielt. Nach der Covid-Pandemie hat der UN-Generalsekretär António Guterres mehrere Prioritäten für die Erholung der Wirtschaft formuliert, darunter:
•    Investitionen in gute Arbeitsplätze
•    Keine Unterstützung für umweltverschmutzende Unternehmen
•    Abschaffung von Subventionen für fossile Brennstoffe
•    Investitions- und Baustopp für Kohlekraftwerke
•    Berücksichtigung von Klimarisiken und -chancen bei allen finanziellen und politischen Entscheidungen
•    Mehr internationale Zusammenarbeit.
Die Pläne für eine grünere Weltwirtschaft bieten spannende Möglichkeiten, sind aber nur dann umsetzbar, wenn Stakeholder aus allen Sektoren deutlich mehr zusammenarbeiten und investieren.

Woher stammen die Mittel für die Klimafinanzierung?

Auch wenn die Vorteile der Klimafinanzierung auf der Hand liegen, ist unklar, woher die Mittel kommen sollen. Im Augenblick beschäftigen sich verschiedene Klimafonds wie der Green Climate Fund (GCF) und Entwicklungsbanken wie die Europäische Bank für Wiederaufbau und Entwicklung (ERBD) mit der weltweiten Klimafinanzierung. Allerdings haben die Länder des globalen Nordens im Rahmen des Übereinkommens von Paris zugesagt, 100 Mrd. US-Dollar bis 2020 an den globalen Süden zu zahlen – ein Ziel, das auch heute noch nicht erfüllt ist. Wenn das Ziel von 1,5 °C weiter erreichbar bleiben soll, müssen solche Finanzierungslücken geschlossen werden. Deshalb wird der globale Süden bei der COP27 diese zugesagten Finanzhilfen einfordern.

Mit hoher Wahrscheinlichkeit sind hierfür sowohl öffentliche als auch private Finanzquellen notwendig. Das Interesse privater Investoren in Klimaschutzprojekte weltweit steigt zwar, aber insgesamt hinkt die Privatfinanzierung noch hinterher. Doch es gibt viele Möglichkeiten, wie Regierungen den privaten Sektor mehr einbinden können. Nach Angaben des UN-Sonderbeauftragten für Klimafinanzierung, Mark Carney, hat der Aufbau eines klimafreundlichen Finanzsystems begonnen, um private Investitionen als Ergänzung der Regierungsbemühungen zu fördern. Dazu gehört auch die Task Force for Climate-Related Disclosures (TFCD) als freiwilliger Rahmen für das Management von Klimarisiken und die Berichterstattung über Finanzentscheidungen.

Zukunftsfinanzierung

Letztendlich spielt die Finanzierung bei der COP27 eine so wichtige Rolle, weil sie alle Bereiche betrifft und sowohl Mitigations- als auch Anpassungsmaßnahmen vorantreibt. Bei der Entwicklung der internationalen Klimafinanzierung gibt es wenig Fortschritt. Der globale Norden muss seinen finanziellen Verpflichtungen gegenüber dem globalen Süden nachkommen. Zudem eignet sich ein Mischkonzept aus privater und öffentlicher Finanzierung am besten, um die riesigen Summen aufzubringen, die für den Übergang zu einer grünen Wirtschaft benötigt werden. Dabei überwiegen die langfristigen Vorteile die kurzfristigen Kosten, nicht nur finanziell, sondern auch in Bezug auf Gesundheit und Wohlbefinden des Planeten und seiner Bewohner.

Weitere Informationen zur COP27 finden Sie in unseren Climate Action Insights. Oder kontaktieren Sie uns.